28. Februar 2022, Belarus, Gomel: Das von der belarussischen Staatsagentur BelTA verbreitete und von AP zur Verfügung gestellte Bild zeigt Wladimir Medinski (2. v. l.), Leiter der russischen Delegation, und David Arachamija (3. v. r.), Fraktionsvorsitzender der Präsidentenpartei im ukrainischen Parlament, während sie an den Friedensgesprächen in der Region Gomel teilnehmen. (dpa)
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Am fünften Tag des Krieges sprechen Russland und die Ukraine erstmals offiziell über ein Ende der Kampfhandlungen. Der russische Präsident Wladimir Putin befahl den Streitkräften am Montag trotz der Gespräche, die Angriffe gegen den Nachbarn fortzusetzen. Die Hoffnung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf ein Ende der Invasion war gering. Die Atommacht Russland versetzte ihre Abschreckungswaffen in erhöhte Alarmbereitschaft.

Die Gefechte gingen unverändert weiter, beide Seiten reklamierten für sich Erfolge. Unabhängig überprüfen ließ sich das nicht.

Börse in Moskau blieb geschlossen
Pünktlich zur Öffnung der Finanzmärkte traten die neuen EU-Sanktionen gegen die russische Zentralbank am Montag in Kraft. Nach Angaben der Europäischen Union besteht nun ein Verbot, mit der Zentralbank Geschäfte zu machen. Alle ihre Vermögenswerte in der EU sind nun eingefroren.
Der Krieg belastete die Finanzmärkte auch zum Wochenstart. Rohstoffe wie Öl wurden teurer. Investoren kauften Anlagen, die als sichere Häfen gelten, wie den US-Dollar, Anleihen oder Gold. Der russische Rubel stürzte ab. Die Börse in Moskau blieb geschlossen.
Die Delegationen aus Russland und der Ukraine trafen sich an der ukrainisch-belarussischen Grenze. Die russische Delegation führte der Sonderbeauftragte des Kremls, Wladimir Medinski, an. Die ukrainische Seite leitete der Fraktionsvorsitzende der Präsidentenpartei, David Arachamija. Der Ort der Verhandlungen war zunächst nicht bekannt.

Bereits 422.000 Menschen in Nachbarländer geflohen
Putin hatte am vergangenen Donnerstag eine „militärischen Spezialoperation“ angeordnet, um die Ukraine zu entmilitarisieren und die aus seiner Sicht nationalistische Führung zu stürzen. Er will verhindern, dass die Ukraine der Nato betritt. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) berichtete, dass seit Kriegsbeginn 422.000 Menschen aus der Ukraine in benachbarte Länder geflohen seien.
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wollte sich US-Präsident Joe Biden am Montag erneut mit Verbündeten und Partnern beraten. Eine Schaltkonferenz war für 17.15 Uhr (MEZ) angesetzt. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen wollte sich noch am Montag in einer seltenen Dringlichkeitssitzung mit dem Krieg beschäftigen.
Die russischen Angreifer lieferten sich auch in der Nacht schwere Gefechte mit den ukrainischen Streitkräften. Brennpunkte waren weiter die Hauptstadt Kiew mit ihren 2,8 Millionen Bürgern sowie die Millionenstadt Charkiw. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs starben seit Beginn des Krieges 4500 russische Soldaten. Die Zahl kann nicht unabhängig überprüft werden. Russland räumte Verluste ein, ohne Zahlen zu nennen.

Sorge wegen Drohung mit Atomwaffenarsenal

Sorge bereitete im Westen der Befehl Putins, die Abschreckungswaffen in besondere Alarmbereitschaft zu versetzen. Die Ankündigung wurde als Drohung mit dem Atomwaffenarsenal aufgefasst, obwohl er nicht explizit davon gesprochen hatte.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu meldete am Montag Vollzug. Konkret nannte er die strategischen Raketentruppen, die Nord- und die Pazifik-Flotte und die Teile der Luftwaffe.
Der britische Premier Boris Johnson sieht darin ein Ablenkungsmanöver von den Schwierigkeiten, mit denen das russische Militär zu kämpfen habe. Diese Einschätzung teilte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) .
Als Konsequenz aus dem Angriff Russlands hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Sonntag angekündigt, dass Deutschland mit einem „Sondervermögen“ von 100 Milliarden Euro sowie mehr Verteidigungsausgaben massiv aufrüsten werde.

Schalke trennt sich von Hauptsponsor Gazprom
Finanzminister Christian Lindner (FDP) will, dass die Bundeswehr zu einer der schlagkräftigsten Armeen in Europa wird. „... weil das der Bedeutung Deutschlands, unserer Verantwortung in Europa entspricht“, sagte er.
Fußball-Zweitligist FC Schalke 04 trennt sich von seinem russischen Hauptsponsor Gazprom. Dies beschloss der Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrates. Der russische Staatskonzern war bislang wichtigster Geldgeber des mit rund 200 Millionen Euro Verbindlichkeiten belasteten Traditionsclubs. Der Kontrakt läuft eigentlich noch bis 2025.

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dpa