WHO: Israel tötet in Gaza alle zehn Minuten ein Kind / Photo: AA (AA)
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Wegen der permanenten israelischen Angriffe im Gazastreifen wird die Lage dort nach Angaben des Repräsentanten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in dem Küstengebiet, Richard Peeperkorn, immer unerträglicher. „Die Situation verschlechtert sich von Stunde zu Stunde“, berichtete er am Dienstag aus Rafah an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten. Er sprach über eine Videoverbindung mit Reportern in Genf. „Alle zehn Minuten wird ein Kind oder Jugendlicher in Gaza getötet“, sagte Peeperkorn.

Der Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef, James Elder, kritisierte die Aufrufe Israels, die Menschen sollten Stadtviertel verlassen und in „sichere“ Zonen gehen. Es gebe keine sicheren Zonen im Gazastreifen, sagte Elder über Videolink aus Kairo. Solche Zonen müssten Gesundheitseinrichtungen haben, Wasser und Essen, es handele sich aber lediglich um kleine Brachflächen, oder manchmal nur Bürgersteige. „Ich glaube die Behörden wissen dies, und ich finde das herzlos. Es untermauert die Gleichgültigkeit gegenüber Kindern und Frauen, und diese Gleichgültigkeit ist tödlich.“

WHO: Israel tötet in Gaza alle zehn Minuten ein Kind (AA)

Statt medizinisches Material auszuliefern, habe die WHO zudem noch Hals über Kopf zwei Lagerhäuser in der südlichen Stadt Chan Junis räumen müssen. Das habe die israelische Armee gefordert, mit dem Hinweis, dass die Lager in einem Stadtteil lägen, in dem es Angriffe geben dürfte. Die WHO habe ein kleineres Lager in der Nähe von Rafah gefunden und bereits 90 Prozent des Materials umgeräumt, sagte Peeperkorn. Die israelische Armee hatte am Montag bestritten, zur Räumung der Lager aufgefordert zu haben.

Peeperkorn sprach von „Horrorszenen“ in den wenigen verbliebenen Krankenhäusern. Sie hätten oft mehr als doppelt so viele Patienten wie Betten. Patienten lägen am Boden mit teils schweren Verletzungen und könnten nicht behandelt werden. Von den 3500 Krankenhausbetten, die es bis vor Kriegsbeginn am 7. Oktober gegeben habe, seien nur noch weniger als 1500 in Betrieb.

Vernichtungskrieg im Gazastreifen

Am vergangenen Freitag war eine siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgelaufen, die auch für Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt worden war. Das israelische Militär setzt seitdem seine massiven Angriffe auf Gaza fort.

Israel nahm den Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober als Vorwand, um einen Vernichtungskrieg zu starten. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Tausende Zivilisten getötet.

Nach Angaben der palästinensischen Gesundheitsbehörde in Gaza wurden dort bisher mehr als 16.200 Menschen durch Angriffe Israels getötet. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.


TRT Deutsch und Agenturen