WHO: Größtes Krankenhaus in Gaza nur noch „leere Hülle mit Gräbern“ / Photo: DPA (dpa)
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich erschüttert gezeigt über den Zustand des größten Krankenhauses im Gazastreifen. Das Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sei nach der Belagerung durch die israelische Armee „nur noch eine leere Hülle mit Menschengräbern“, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Samstag im Onlinedienst X. Die meisten Gebäude des Krankenhauskomplexes seien „weitgehend zerstört“.

Das Al-Schifa-Krankenhaus sei „aufgrund des Ausmaßes der Verwüstung völlig funktionsunfähig“, erklärte die WHO. Es befinden sich demnach keine Patienten mehr in der Klinik.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation konnte eine von der WHO geleitete Delegation am Freitag nach mehreren gescheiterten Versuchen das Krankenhaus in Augenschein nehmen. Die israelische Armee hatte am Montag nach einem zweiwöchigen Einsatz ihre Truppen von dort abgezogen.

Verwesungsgeruch und teilweise begrabene Leichen

Die WHO-Mitarbeiter berichteten nach ihrem Besuch in der Klinik von Verwesungsgeruch und provisorischen Gräbern. Sie sahen nach eigenen Angaben auch Leichen, die nur teilweise begraben waren und deren Gliedmaßen noch aus dem Boden ragten.

Die WHO erklärte unter Berufung auf den Direktor des Krankenhauses, dass die Patienten während der israelischen Angriffe auf dem Gelände „unter einem grausamen Mangel an Nahrung, Wasser, Gesundheitsversorgung und Hygiene“ gelitten hätten. Mindestens 20 Patienten seien gestorben.

Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths verurteilte den Gaza-Krieg am Samstag als einen „Verrat an der Menschlichkeit“. Jeden Tag wachse die Zahl der zivilen Opfer, erklärte Griffiths.

WHO: Größtes Krankenhaus in Gaza nur noch „leere Hülle mit Gräbern“ (DPA)

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza hält an

Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.

Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel seitdem behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun droht aber auch dort an der Grenze zu Ägypten ein Großangriff Israels. Zudem herrscht eine akute Hungerkrise, die bereits Hungertote gefordert hat.

Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 33.000 Menschen getötet und 75.668 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.

TRT Deutsch und Agenturen