23. Juli 2020: Granaten und Bomben, die von „Wagner“-Söldnern und Haftar-Milizen in zivilen Regionen verlegt wurden (AA)
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Eine Medienrecherche wirft neues Licht auf die Beziehungen zwischen den Söldnern der „Wagner“-Gruppe und der russischen Armee. So berichtete BBC am Mittwoch von einem Tablet eines „Wagner“-Söldners, das dieser in Libyen zurückgelassen habe. Es enthalte Informationen über die aktive Rolle der russischen Kämpfer in Libyen. Die Spuren einer „Einkaufsliste“ für Waffen, die der britische Sender aufgespürt habe, führen zudem nach Moskau.

Obwohl Russland jegliche Verbindungen zu der Söldnergruppe ablehnt, deuten zahlreiche Hinweise darauf hin. Die Milizen waren im Jahr 2014 bekannt geworden, als sie pro-russische Separatisten in der Ostukraine unterstützten. Auch in Afrika befinden sich die russischen Söldner im Einsatz, wo sie insbesondere seit 2019 den Putschisten Khalifa Haftar gegen die international anerkannte Regierung des Landes unterstützen.

Laut BBC hinterließ ein unbekannter „Wagner“-Söldner das Tablet nach dem Abzug seiner Truppe aus Regionen südlich von Tripoli im Frühjahr 2020. Darin ist auf Russisch die Frontlinie der Söldner in Libyen zu sehen. Auch Drohnen-Aufnahmen und Code-Namen der „Wagner“-Kämpfer sind BBC zufolge dem Gerät zu entnehmen. Einer der Söldner soll auf dieser Grundlage bereits vom Sender identifiziert worden sein. Zudem zeige das Tablet Beweise zur Verminung ziviler Gebiete in Libyen durch die russischen Söldner. Das Platzieren von Landminen ohne Kennzeichnung stellt ein Kriegsverbrechen dar. „Einkaufsliste“ der Söldner deutet auf Kontakte zur russischen Armee hin

Auch eine 10-seitige „Einkaufsliste“ vom 19. Januar 2020 soll aus einem „Wagner“-Gebiet stammen. Die Liste habe BBC von einer libyschen Geheimdienstquelle erhalten. Die Namen von hunderten Waffen, vier Panzern und einem Radar-System seien in dem Dokument zu lesen. Das Kuriose: Einem Militär-Analysten zufolge kann ein Teil der Waffen und Ausrüstungen auf dieser „Einkaufsliste“ lediglich von der russischen Armee bereitgestellt werden.

Die Recherchen in Libyen führten das Team von BBC auch zu zwei Ex-Söldnern der „Wagner“-Gruppe. Einer der beiden Männer habe dabei auf das skrupellose Vorgehen der russischen Privatarmee hingewiesen. „Niemand will einen zusätzlichen Mund zum Füttern“, zitiert BBC den Ex-Kämpfer. Damit spiele er auf die Exekutionen von Gefangenen durch die Söldner an, so der Sender.

TRT Deutsch