Archivbild: Moschee in Mariupol (AA)
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Ein Moscheeverein in Mariupol hat Berichte über einen russischen Angriff auf ein muslimisches Gotteshaus in der Stadt zurückgewiesen. Dessen Vorsitzender, Ismail Hacıoğlu, dementierte den Angriff am Samstag gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu. Das Gebiet stehe in zwei Kilometern Entfernung zur Moschee unter Beschuss, das Gotteshaus selbst sei aber nicht getroffen worden. Am Freitag sei eine Bombe 700 Meter von der Moschee entfernt eingeschlagen, fügte er hinzu.

Seinen Angaben zufolge befinden sich 30 türkische Zivilisten in dem Gebäude, darunter auch Kinder. Insgesamt seien noch 86 türkische Staatsbürger in Mariupol, sagte Hacıoğlu. Morgen sollen diese evakuiert werden. Ukrainisches Ministerium hatte über Bombardierung berichtet Das ukrainische Außenministerium hatte zunächst behauptet, dass die russische Armee die Moschee angegriffen habe. Darin hätten sich 80 Zivilisten aufgehalten. Unter den Erwachsenen und Kindern, die in der Moschee Schutz gesucht hätten, seien auch türkische Staatsbürger gewesen, hatte das ukrainische Außenministerium am Samstag zuvor im Onlinedienst Twitter mitgeteilt.

Die nach Sultan Suleiman und seiner Frau Roxolana benannte Moschee sei von den „russischen Invasoren bombardiert“ worden, erklärte das Außenministerium, das zunächst keine Angaben zum Zeitpunkt des Angriffs machte.
Am Montag hatte das türkische Konsulat in der Hafenstadt Odessa im Kurzbotschaftendienst Twitter türkische Staatsangehörige in Mariupol aufgerufen, zunächst Schutz in der Moschee zu suchen. Später soll eine Evakuierung in die Türkei folgen. Dramatische Lage um Mariupol

Mariupol ist seit anderthalb Wochen von der russischen Armee eingekesselt, die Lage in der Hafenstadt am Asowschen Meer ist dramatisch. Nach Behördenangaben wurden seit Beginn der Belagerung mindestens 1500 Menschen getötet. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) berichtete von katastrophalen Bedingungen für die noch rund 300.000 in der Stadt eingeschlossenen Zivilisten. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen warnte vor einer „unvorstellbaren Tragödie“.

Mariupol liegt etwa 55 Kilometer von der russischen Grenze und 85 Kilometer von der Separatistenhochburg Donezk entfernt. 2014 hatten pro-russische Separatisten die Hafenstadt kurzzeitig besetzt, bevor sie von der ukrainischen Armee zurückerobert wurde. Sollte Mariupol nun fallen, würde dies den Zusammenschluss der russischen Truppen mit Einheiten aus der Krim und dem Separatistengebiet im Donbass ermöglichen.

TRT Deutsch und Agenturen