Die Vereinten Nationen haben am Freitag um ihre 99 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getrauert, die im Gaza-Krieg infolge von israelischen Angriffen getötet wurden. UN-Generalsekretär António Guterres hat zudem Teams an allen Standorten weltweit für Montag, den 13. November, 9.30 Uhr zu einer Schweigeminute aufgerufen, wie der Sprecher des UN-Nothilfebüros (OCHA), Jens Laerke, in Genf mitteilte. Die Fahnen würden auf halbmast gesetzt.
Nach Angaben des Sprechers sind noch nie seit Gründung der Vereinten Nationen 1945 in einem so kurzem Zeitraum so viele Mitarbeiter während eines Konflikts ums Leben gekommen. Die israelischen Luftangriffe auf Krankenhäuser und Schulen in Gaza haben Tausende Opfer unter der Zivilbevölkerung gefordert. Auch zahlreiche Pressevertreter, Ärzte und UN-Mitarbeiter wurden dabei getötet.
Die Vereinten Nationen haben außerdem Israel dazu aufgerufen, seinen Grenzübergang Kerem Schalom zum Gazastreifen zu öffnen. Die dortigen Anlagen seien gebaut worden, um Lastwagen abzufertigen, während der derzeit genutzte Rafah-Übergang nach Ägypten für Fußgänger gebaut worden sei, sagte Laerke. Deshalb gebe es am Rafah-Grenzübergang neben Sicherheitsbedenken immer auch logistische Probleme, große Mengen Hilfsgüter abzufertigen.
Am Rafah-Übergang gebe es keine Möglichkeit, die Überprüfung der Ladungen durchzuführen. Das führe jeweils zu großen Umwegen und Verzögerungen. „Rafah ist die zweitbeste Lösung, die beste Lösung ist der Übergang Kerem Schalom“, betonte der UN-Sprecher.
Hilfslieferungen längst nicht genug
Am Donnerstag seien 65 Lastwagen mit Lebensmitteln und medizinischen Gütern über Rafah in den Gazastreifen gelangt, ebenso sieben Krankenwagen, so Laerke weiter. Seit dem 21. Oktober hätten damit insgesamt 821 Lastwagen Hilfsmittel in die Enklave transportiert.
Laut UN werden täglich mindestens 100 Lastwagenladungen benötigt, um die 2,2 Millionen belagerten Menschen mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor dem israelischen Angriff kamen dem UN-Nothilfebüro OCHA zufolge im Durchschnitt unter der Woche täglich 500 Lkw im Gazastreifen an.
UN fordert Ende der israelischen Besatzung
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte derweil ein Ende der israelischen Besatzung der palästinensischen Gebiete. Das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser müsse respektiert werden, sagte Türk am Freitag im jordanischen Amman. „Damit die Gewalt endet, muss die Besatzung beendet werden.“ Er rief alle Länder der Welt auf, die notwendigen Anstrengungen für einen dauerhaften Frieden für alle Palästinenser und Israelis zu unternehmen.
Der Teufelskreis der Gewalt müsse durchbrochen werden, sagte Türk. „Wir haben in der Geschichte immer wieder gesehen, dass Extremismus nur zu weiterem Extremismus führt“, sagte er. „Wir brauchen Schritte, um den Kreislauf von Rache, Tod, Trauer und Wut zu durchbrechen.“