US-Soldaten in Afghanistan.  (AFP)
Folgen

Mit dem Abschluss eines Abkommens mit den Taliban wollen die USA dem Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan und Friedensgesprächen in dem kriegsgeplagten Land den Weg ebnen. Vertreter beider Seiten wollen am Samstag in Doha, im Golfemirat Katar, eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnen - mehr als 18 Jahre nach dem US-Einmarsch in Afghanistan. US-Präsident Donald Trump teilte am Freitag in Washington mit, US-Außenminister Mike Pompeo werde an der Zeremonie teilnehmen.

Es werde außerdem eine gemeinsame Erklärung von US-Verteidigungsminister Mark Esper mit der afghanischen Regierung geben. Als Voraussetzung für ein Abkommen hatten die USA von den Taliban sieben Tage der „Gewaltreduzierung“ in Afghanistan verlangt. Die Frist lief um Mitternacht ab - kurz bevor Trumps Mitteilung vom Weißen Haus verschickt wurde. Die Phase verlief lokalen Angaben zufolge zwar nicht gewaltfrei, aber erheblich ruhiger als üblich. Die Woche war als Test angesehen worden, ob die Taliban ihre Reihen kontrollieren können.

Das Abkommen zwischen den USA und den Taliban soll einen Abzug der US-Truppen aus Afghanistan einleiten. Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien geben, dass das Land kein Hafen für Terroristen wird und sie Friedensgespräche mit der Regierung in Kabul aufnehmen. Details der Einigung sind noch nicht bekannt. In den vergangenen Jahren sind die Taliban militärisch zunehmend stärker geworden und hatten sich eine starke Verhandlungsposition aufgebaut. Sie überrannten immer mehr Gebiete.

Bei den Verhandlungen zwischen Vertretern der Taliban und den USA war die Regierung in Kabul nur Zaungast. Die Taliban beharrten darauf, frühestens mit Kabul zu sprechen, wenn der Abzug der internationalen Truppen geregelt ist. Mit der Unterzeichnung des Abkommens sollen die innerafghanischen Gespräche möglicherweise schon binnen zwei Wochen beginnen.

Trump will Wahlversprechen einlösen

Der US-Präsident teilte mit, in dem seit Ende 2001 währenden Einsatz seien große Fortschritte gemacht worden - aber unter hohen Kosten für US-Truppen, für den amerikanischen Steuerzahler und für das afghanische Volk. Im Wahlkampf habe er dem amerikanischen Volk versprochen, „dass ich damit beginnen würde, unsere Truppen nach Hause zu bringen und zu versuchen, diesen Krieg zu beenden. Wir machen erhebliche Fortschritte bei der Einlösung dieses Versprechens.“ Letztlich werde es aber an den Afghanen liegen, ihre Zukunft zu bestimmen.

Mullah Abdul Salam Hanafi vom politischen Büro der Taliban in Doha zeigte sich zuversichtlich, dass das Abkommen „einen helleren Tag für Afghanistan“ bringen werde. Der Bruder des hochrangigen Taliban-Kommandeurs Siradschuddin Hakkani, Anas Hakkani, sagte der Deutschen Presse-Agentur in Doha: „Wir sind mit einem offenen Herzen hierhin gekommen.“ Siradschuddin Hakkani hatte kürzlich in einem Gastbeitrag für die „New York Times“ geschrieben: „Ich bin überzeugt, dass das Töten und die Verstümmelung aufhören müssen.“

Mit einem Abkommen kämen die Taliban ihrem Langzeitziel ein bedeutendes Stück näher: dem Ende der „ausländischen Besatzung“, also dem Abzug der US-amerikanischen und internationalen - auch deutschen - Truppen. Die Taliban waren 2001 von einer US-geführten Militärkoalition von der Macht gestürzt worden. Afghanistan sei der Aufenthaltsort von Osama bin Laden gewesen; die USA machten den im Mai 2011 getöteten al-Kaida-Chef für die Anschläge vom 11. September 2001 verantwortlich.

dpa