Trotz der Bedenken der USA wegen Israels geplantem Großangriff auf die mit palästinensischen Binnenflüchtlingen überfüllte Stadt Rafah im Gazastreifen liefert Washington einem Zeitungsbericht zufolge weiter Waffen in Milliardenhöhe an den Verbündeten. Wie die „Washington Post“ am Freitag (Ortszeit) unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte im Pentagon und im US-Außenministerium berichtete, genehmigte die Regierung von US-Präsident Joe Biden ungeachtet der angespannten Beziehungen zwischen den beiden Ländern in den vergangenen Tagen „in aller Stille“ Bomben und Kampfflugzeuge an Israel, darunter 2000-Pfund-Bomben (etwa 907 kg) vom Typ MK84.
Dies zeige, dass die US-Regierung Waffentransfers nicht als Mittel betrachte, um Einfluss auf den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu auszuüben, hieß es weiter. Ein solches Mittel sei für Washington tabu, schrieb die US-Zeitung. Um die Beziehungen zwischen Biden und Netanjahu ist es derzeit schlecht bestellt. Eigentlich sollte in dieser Woche eine israelische Delegation nach Washington reisen. US-Vertreter wollten ihre Bedenken zum israelischen Großangriff auf Rafah loswerden - und Alternativen aufzeigen. Doch Netanjahu sagte die Reise ab, nachdem der UN-Sicherheitsrat ohne Widerstand der USA am Montag eine Resolution verabschiedet hatte, die den internationalen Druck auf Israel erhöht.
Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein.
Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel seitdem behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. Nun droht aber auch dort an der Grenze zu Ägypten ein Großangriff Israels. Zudem herrscht eine akute Hunger-Krise, die Hungertote fordert.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr als 32.414 Menschen getötet und 74.787 weitere verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können. Beim Großteil der Getöteten handelt es sich laut örtlichen Berichten um Frauen und Kinder.