Massengrab im südlichen Gazastreifen / Photo: DPA (dpa)
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Humanitäre Helfer in der Grenzstadt Rafah im Gazastreifen haben am Freitag von verheerenden Zuständen berichtet. „Ich arbeite seit fast 30 Jahren bei humanitären Großeinsätzen und war noch nie in eine so verheerende, komplexe und unberechenbare Situation involviert wie diese“, sagte Hamish Young, Nothilfekoordinator des UN-Kinderhilfswerks Unicef. „Die Notlage im Gazastreifen hat ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht“, sagte der Vertreter des UN-Nothilfebüros OCHA, Georgios Petropoulos. Beide waren in Rafah und sprachen über Videolink mit Reportern in Genf.

Fünf Krankenhäuser, 17 kleinere Kliniken, fünf Feldlazarette, zehn mobile Ärzteteams und 28 Krankenwagen müssten innerhalb von 24 Stunden ihre Dienste einstellen, wenn nicht dringend benötigtet neuer Treibstoff geliefert werde, sagte Petropoulos.

Über die Grenzübergänge Rafah und Kerem Schalom kämen seit Tagen praktisch keine Hilfsgüter mehr in den Gazastreifen, vor allem kein Benzin, sagte Petropoulos. Ohne das seien aber die grundlegendsten Bedürfnisse der Menschen nicht mehr zu befriedigen. Krankenhäuser, Banken, Kommunikationsfirmen und die Trinkwasseraufbereitung brauchten Benzin für Generatoren, um rudimentäre Dienste aufrechterhalten zu können. Die Müllabfuhr sei teilweise eingestellt worden, ebenso die Abwasserentsorgung in bestimmten Gebieten.

„Wir brauchen sofort Treibstoff“, sagte Young. „Hilfe muss reinkommen. Die Geiseln müssen freigelassen werden. Rafah darf nicht eingenommen werden. Und Kinder müssen geschützt werden, nicht getötet.“

Israelischer Vernichtungskrieg in Gaza

Israel war am Dienstag mit Panzern in die südlichste Stadt des Gazastreifens eingedrungen und besetzt seitdem den Grenzübergang zu Ägypten. In Rafah suchen derzeit mehr als eine Million Menschen Zuflucht vor den Angriffen der israelischen Armee. Trotz massiver internationaler Kritik hält die israelische Regierung an ihren Plänen für einen Bodenangriff in Rafah fest.

Israel hatte nach dem Vergeltungsschlag der palästinensischen Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober einen Vernichtungskrieg in Gaza gestartet. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Zehntausende Zivilisten getötet.

Nach palästinensischen Angaben wurden bei israelischen Angriffen auf Gaza mindestens 34.904 Menschen getötet und 78.514 weitere verletzt – die meisten davon Frauen und Kinder. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.

TRT Deutsch und Agenturen