Archivbild. 08.05.2021, Äthiopien, Agula: Äthiopische Regierungssoldaten fahren auf einem Lastwagen auf einer Straße in der Region Tigray im Norden Äthiopiens. Die äthiopische Regierung hat am Donnerstag einen sofortigen humanitären Waffenstillstand erklärt, der die Versorgung von Menschen im Norden Äthiopiens, vor allem in der Region Tigray, erleichtern soll. (dpa)
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Rund 17 Monate nach dem Ausbruch des militärischen Konflikts wollen die äthiopischen Streitkräfte und die Rebellen aus der Region Tigray die Kämpfe einstellen. Die TPLF aus Tigray verkündete am Freitag die „sofort wirksame Einstellung der Kampfhandlungen“, nachdem die Regierung in Addis Abeba am Donnerstag überraschend einen „unbefristeten humanitären Waffenstillstand“ ausgerufen hatte. Die Waffenstillstandsvereinbarung wurde international begrüßt. Die Zentralregierung von Ministerpräsident Abiy Ahmed strebe nach einer „substanzielle Verbesserung der humanitären Situation vor Ort und die Ermöglichung einer Lösung des Konflikts im Norden Äthiopiens ohne weiteres Blutvergießen“, erklärte Addis Abeba. Von der TPFL forderte die Zentralregierung, „sich aus Gebieten zurückzuziehen, die sie in Nachbarregionen besetzt haben“. Die Rebellen erklärten, sie wollten einen „Erfolg“ des Waffenstillstands, kritisierten aber „die Verknüpfung von politischen und humanitären Fragen“. Von Abiys Regierung forderten sie „konkrete Maßnahmen, um den uneingeschränkten humanitären Zugang zu Tigray zu erleichtern“. Westen begrüßt Waffenstillstand Die USA, die Europäische Union, Großbritannien und Kanada begrüßten den Waffenstillstand. US-Außenminister Antony Blinken rief alle Parteien auf, „auf dieser Ankündigung aufzubauen, um einen ausgehandelten und nachhaltigen Waffenstillstand voranzutreiben, einschließlich der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen“. Die EU-Delegation in Äthiopien erklärte auf Twitter, Brüssel begrüße „die Erklärung eines humanitären Waffenstillstands durch die Regierung von Äthiopien und die Erklärung über die Einstellung der Feindseligkeiten durch die Behörden von Tigray“. Der neue US-Sonderbeauftragte David Satterfield hatte Äthiopien in dieser Woche besucht, um den Gesandten der Afrikanischen Union für die Region, Olusegun Obasanjo, Regierungs- und UN-Beamte sowie Vertreter humanitärer Gruppen zu treffen. Diplomaten unter der Leitung von Obasanjo versuchen seit Monaten, Friedensgespräche zu vermitteln. Katastrophale humanitäre Lage in der Tigray-Region Die humanitäre Lage in der nördlichen Region Tigray ist nach UN-Angaben katastrophal. Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, humanitäre Hilfslieferungen wurden monatelang blockiert. Hunderttausenden sind vom Hunger bedroht. Die USA beschuldigten Abiys Regierung, Hilfslieferungen an die Menschen in der Konfliktregion zu verhindern, die äthiopischen Behörden machten ihrerseits die Rebellen für die Blockade verantwortlich. Der bewaffnete Konflikt hatte im November 2020 mit einer Offensive der äthiopischen Streitkräfte begonnen, nachdem die in Tigray regierende TPLF die Autorität der Zentralregierung immer wieder infrage gestellt hatte. Die TPLF verlor zunächst größtenteils die Kontrolle über die Region, bevor sie die äthiopischen Truppen zurückschlug. Anschließend weitete sich der Konflikt auch auf Tigrays Nachbarregionen Amhara und Afar aus. Seit Beginn der Kämpfe wurden nach UN-Angaben tausende Menschen getötet und mehr als zwei Millionen weitere in die Flucht getrieben. Humanitäre Organisationen sahen sich gezwungen, ihre Hilfslieferungen aufgrund von Treibstoff- und Versorgungsengpässen nahezu einzustellen. Die Vereinten Nationen werfen allen Konfliktparteien schwere Menschenrechtsverletzungen vor.

AFP