Erdbeben in Türkiye und Syrien / Foto: AA (AA)
Folgen

Mit der zunehmend schwindenden Hoffnung, in den Erdbebengebieten noch Überlebende zu finden, wenden sich die Menschen auch einer anderen Aufgabe zu: der Suche nach ein paar Andenken und Erinnerungsstücken. In der syrischen Provinz Latakia suchten etwa Dutzende nach persönlichem Besitz unter den Trümmern. „Wir suchen nach Erinnerungsstücken, die wir in 30 Sekunden verloren haben beim kompletten Einsturz des Hauses“, sagte Ahmed Ragab. Er und weitere Anwohner standen vor dem Trümmerberg ihres vierstöckigen Wohnhauses und eilten voran, sobald ein Räumfahrzeug wieder einen Zementbrocken hob.

„Unsere Wohnung lag im zweiten Stock. Von den Möbeln, die wir über 30 Jahre angesammelt haben, möchte ich nichts. Ich will nur die Fotoalben“, sagte Sainab Ali an der Seite ihres 15 Jahre alten Sohnes. „Seit ich Kind war, liebte ich es, Fotos zu machen. Ich habe Hunderte Fotos meiner Kinder, von mir als Kind, Andenken an die Schule und Universität, meine Hochzeitsfotos“, sagte sie unter Tränen. „Ich hoffe, ich kann ein paar dieser Alben finden“, sagte Ali. „Nach diesem Erdbeben haben wir unsere Vergangenheit verloren.“

Neben Ali sitzt Schadia Issa, deren Sohn am zweiten Tag nach der Katastrophe tot gefunden wurde. „Seitdem sitze ich jeden Tag vor dem Gebäude und weine um meinen verlorenen Sohn“, sagt Issa.

Die Provinz Latakia am Mittelmeer zählt zu den Gebieten im Norden Syriens, die besonders schwer von den Erdbeben getroffen wurden. 140.000 Menschen haben nach offiziellen Angaben ihr Zuhause verloren. Latakia zählt zum Herzland der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad, die etwa zwei Drittel des Bürgerkriegslandes kontrolliert. Humanitäre Hilfe kommt hier unter anderem von UN-Behörden wie dem Welternährungsprogramm (WFP) sowie von Ländern, die mit der Assad-Regierung verbündet sind, darunter Russland.

dpa