Symbolbild: eine der Flaggen der turkmenischen Minderheit in Syrien (AA)
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Die Turkmenen in Syrien erkennen die jüngst abgehaltenen sogenannten Präsidentschaftswahlen nicht an, die Machthaber Baschar al-Assad unter Missachtung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrates (UNSC) gewonnen haben will. Die Nachrichtenagentur Anadolu sprach mit Angehörigen der türkischsprachigen Minderheit über die jüngsten Entwicklungen. Dabei stieß sie wiederholt auf ähnlich lautende Vorwürfe gegen das Regime.

„Wahlberechtigte Syrer sind in Deutschland und der Türkei“

Vail Haj Taha, ein Turkmene, der am Dschabal Turkmen (Turkmenengebirge) im Umland von Latakia lebt, sagte gegenüber Anadolu, dass er und seine Landsleute die sogenannten Wahlen nicht akzeptieren würden. „Er hat uns zehn Jahre lang umgebracht. Jetzt sagen sie, es habe eine neue Wahl gegeben und er habe gewonnen. Sie nennen ihn den Präsidenten. In Wirklichkeit ist er nicht der Präsident, er ist ein Monster“, kritisiert der Turkmene den syrischen Machthaber scharf. „Wir wissen nicht, wie die Wahlen durchgeführt werden konnten. Denn es sind keine Syrer in Syrien. Sie sind alle in Deutschland und in der Türkei“, sagt Taha und zweifelt die Legitimation der Wahlen an.

Muhammed Hac Bekir, ein weiterer Turkmene, berichtet, das Regime habe ihn und seine Familie zur Migration gezwungen. Assad habe ihre Häuser bombardiert und niedergebrannt. Seinen Kindern sei deshalb nichts anderes übrig geblieben, als in die Türkei auszuwandern.

Der Turkmene mit dem Namen Mustafa Memleket warf Assad Kriegsverbrechen vor. Dieser habe Syrer mithilfe aus dem Ausland importierter Mörder getötet. Die syrische Bevölkerung sei nun über die ganze Welt verteilt. „Wir gingen nach Deutschland, in den Libanon und in die Türkei. Die ganze Welt ist voll von Syrern.“ Nun sei das Volk „mit der Gewalt von Soldaten und der Polizei“ gezwungen worden, an der Abstimmung teilzunehmen. So eine Wahl habe keine Legitimität, so der Turkmene.

Baschar al-Assad seit 2000 an der Macht

Baschar al-Assad wurde am Donnerstag zum Sieger der „Präsidentschaftswahlen“ erklärt. Der Machthaber trat praktisch konkurrenzlos an. Der Parlamentssprecher des Regimes, Hamouda Sabbagh, teilte den Medien mit, Assad habe mit 95,1 Prozent der Stimmen gewonnen.

Die Wahlbeteiligung habe bei 78 Prozent gelegen, hieß es weiter. Tatsächlich konnte mehr als die Hälfte der Bürger des Landes nicht zur Wahl gehen, weil sich die Betroffenen infolge von Flucht und Vertreibung nicht mehr in ihren Heimatgemeinden befinden, in denen sie wahlberechtigt wären. Eine Beteiligung an den Wahlen mittels Briefwahl oder Stimmabgabe bei den diplomatischen Vertretungen ist ins Ausland geflüchteten Syrern gleichzeitig nicht möglich.

Assad wurde bisher bei jeder Wahl zum Sieger erklärt, seit er im Jahr 2000 als Erbe seines Vaters Hafiz al-Assad die Macht übernommen hatte. Die Opposition sprach bezüglich der aktuellen Wahl von einer „Farce“. Vor der Abstimmung war die Wahl auch von der EU als „weder frei noch fair“ kritisiert worden.

Das Land im Nahen Osten befindet sich seit Anfang 2011 in einem bewaffneten Konflikt, nachdem Bürger gegen das Regime in Damaskus protestiert hatten und dieses die Kundgebungen mit erheblicher Brutalität niederschlagen ließ. In den letzten zehn Jahren wurden etwa eine halbe Million Menschen getötet und mehr als 12 Millionen mussten aus ihren Häusern fliehen.

TRT Deutsch