07.05.2022, Südkorea, Seoul: Während einer Nachrichtensendung im Bahnhof von Seoul schauen Menschen auf einen Fernseher, der ein Dateibild eines nordkoreanischen Raketenstarts zeigt. (dpa)
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Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs offenbar eine atomwaffenfähige U-Boot-Rakete getestet. Nordkorea habe eine ballistische Rakete am frühen Samstagnachmittag (Ortszeit) vor Sinpo an der Ostküste in Richtung offenes Meer abgefeuert, teilte der Generalstab mit. Es handele sich vermutlich um eine U-Boot-gestützte ballistische Rakete (SLBM/Submarine-Launched Ballistic Missile) von kurzer Reichweite. Aus Nordkorea gab es zunächst keine Bestätigung. Südkorea und die USA befürchten unterdessen, dass das international isolierte Land derzeit auch einen neuen Nukleartest vorbereitet. Der Einsatz von U-Booten, die als Träger von ballistischen Raketen dienen, würde nach Ansicht von Beobachtern einen großen Fortschritt für Nordkoreas Pläne bedeuten, seine atomare Schlagkraft auszubauen. UN-Resolutionen verbieten dem Land die Erprobung jeglicher Art von ballistischen Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch einen oder mehrere Atomsprengköpfe tragen können. SLBM gelten als Waffen von besonderem strategischen Wert. Raketen, die von einem abgetauchten Trägerschiff abgefeuert werden, sind schwerer vom Gegner zu entdecken. Nordkoreas Nachbarland Südkorea gilt als das erste Land, das SLBM entwickelt, ohne selber Atomwaffen zu haben. Nordkorea verfügt nach eigener Aussage schon länger über die SLBM-Technologie. Doch wurden seine Angaben über frühere Versuchsstarts vom U-Boot aus auch angezweifelt. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete am Sonntag unter Berufung auf informierte Quellen, dass beim jüngsten Test möglicherweise ein wieder repariertes U-Boot zum Einsatz kam. Das U-Boot der 2000-Tonnen-Klasse soll demnach bei einem Raketenstart im vergangenen Oktober beschädigt worden sein. Rakete flog etwa 600 Kilometer weit über das Japanische Meer Beim jetzigen Test flog die Rakete den Angaben Südkoreas zufolge bei einer Flughöhe von bis zu 60 Kilometern etwa 600 Kilometer weit über dem Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer), bevor sie ins Wasser stürzte. Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat warf dem Nachbarland vor, durch sein Verhalten die Sicherheit in der Region zu gefährden. Nordkorea hat bisher in diesem Jahr schon 15 Runden von Raketentests unternommen, darunter auch mindestens einen neuen Test einer Interkontinentalrakete (ICBM). Nordkorea könnte den nächsten Atomtest noch vor dem Besuch von US-Präsident Joe Biden in zwei Wochen in Seoul durchführen, sagte Südkoreas Geheimdienstchef Park Jie Won am Samstag in einem Interview der Agentur Yonhap. Dabei könnte ein kleinerer Atomsprengkopf für Kurzstreckenraketen getestet werden, die vor allem eine Bedrohung für die Nachbarländer Südkorea und Japan eine Bedrohung darstellen würden. Zuletzt hatten laut US-Experten Satellitenbilder darauf hingedeutet, dass ein Tunnel auf dem nordkoreanischen Atomtestgelände Punggye-ri wiederhergestellt wird. In dem 2018 gesprengten Komplex im Norden hatte das Land sechs unterirdische Atomtests unternommen, den stärksten im September 2017. Experten vermuten, dass Nordkorea versucht, den Druck auf die USA zu erhöhen, damit diese konkrete Vorschläge für neue Verhandlungen machen. Die Gespräche Washingtons mit Nordkorea über sein Atomwaffenprogramm kommen seit mehr als drei Jahren nicht mehr voran. Pjöngjang wirft der US-Regierung eine feindselige Politik vor. Mehr zum Thema: Nordkorea meldet Test von Lenkwaffe - Trägersystem für Atomwaffen?

dpa