USA, Orlando: Joseph Biggs, Organisator der Proud Boys, beim Verlassen des George C. Young Federal Annex Courthouses. / Photo: DPA (dpa)
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Ein Bundes-Bezirksgericht in Washington verhängte die Strafe gegen Joseph Biggs, ein Anführer von „Proud Boys“ („Stolze Jungs“), unter anderem wegen „aufrührerischer Verschwörung“ im Zusammenhang mit der Attacke auf das US-Parlamentsgebäude am 6. Januar 2021.

Die am Donnerstag ausgesprochene Haftstrafe ist laut „New York Times“ die zweitlängste, mit der bislang ein Beteiligter des Kapitolsturms belegt wurde. Der frühere Kopf einer weiteren rechtsradikalen Gruppe, der „Oath Keepers“ („Schwur-Bewahrer“), war zu 18 Jahren im Gefängnis verurteilt worden. Insgesamt liefen der Zeitung zufolge 1100 Verfahren gegen Teilnehmer des Protests. Die Strafverfolger hatten Biggs als einen der gewalttätigsten Aufrührer ausgemacht.

Ein zweites Mitglied der „Proud Boys“, der ehemalige Marinesoldat Zachary Rehl, der gleichzeitig Vorsitzender seiner Ortsgruppe in Philadelphia war, erhielt später eine Haftstrafe von 15 Jahren.

Biggs: „Ich bin kein Terrorist“

Das Gericht hatte eine Strafe von 33 Jahren für Joe Biggs, einen Veteranen der US-Armee, gefordert. Biggs hatte im Irak eine Kopfverletzung erlitten und sich dann zur Ruhe gesetzt. Anschließend wurde er Korrespondent für die Verschwörungswebsite Infowars. Die Staatsanwaltschaft argumentierte, dass er ein „lautstarker Anführer und einflussreicher Befürworter der Hinwendung der Gruppe zu politischer Gewalt“ war und sein „herausragendes öffentliches Profil“ und seine militärische Erfahrung nutzte, um „eine Revolte gegen die Regierung anzuführen, um die friedliche Machtübergabe zu verhindern“.

In seiner Verteidigung soll Joe Biggs Berichten zufolge gesagt haben: „Es tut mir so leid... Ich bin kein Terrorist. Ich habe keinen Hass in meinem Herzen.“ Biggs wurde emotional, als er über seine Tochter sprach und schwor, dass der 6. Januar seine letzte Veranstaltung mit den Proud Boys gewesen sein sollte. „Ich bin damit fertig. Ich habe genug von den Konflikten zwischen Links und Rechts“, sagte Biggs. Die einzige Gruppe, mit der er in Verbindung gebracht werden möchte, sei der Elternbeirat seiner Tochter, betonte er.

Trump verzichtete auf Verurteilung der rechtsradikalen Gruppe

Anhänger des damals abgewählten Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar 2021 den Sitz des US-Parlaments in Washington erstürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentenwahl formal zu bestätigen. Trump hatte seine Anhänger zuvor bei einer Rede mit der Falschbehauptung aufgewiegelt, er sei durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden. Als Folge der Krawalle kamen fünf Menschen ums Leben. Die Attacke auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land und machte weltweit Schlagzeilen.

Im Wahlkampf hatte Trump sich damals geweigert, die rechtsradikale Gruppe klar zu verurteilen. In einer TV-Debatte mit Biden sagte er: „Proud Boys - haltet euch zurück und haltet euch bereit.“

TRT Deutsch und Agenturen