Krieg in Nahost: Israels Hightech-Militär gegen bewaffnete Gruppen / Photo: AA (AA)
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Kaum eine Armee der Welt ist so hervorragend ausgestattet wie die israelischen Streitkräfte - auch dank der Unterstützung durch die USA. Im Konflikt mit der Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon trifft sie auf gut ausgebildete bewaffnete Gruppen mit mächtigen regionalen Verbündeten. Ein Überblick über die militärischen Kräfteverhältnisse im Nahost-Konflikt:

ISRAEL

Das israelische Militär zählt nach Angaben des Internationalen Instituts für strategische Studien (IISS) in London 169.500 Männer und Frauen. Hinzu kommen 400.000 Reservisten, von denen 360.000 nach dem Vergeltungsschlag der Hamas am 7. Oktober mobilisiert wurden. Israel verfügt auch über einige der technologisch fortschrittlichsten Verteidigungsanlagen der Welt, darunter das Raketenabwehrsystem „Iron Dome“. An Ausrüstung listet das IISS zudem rund 1300 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, 345 Kampfjets und ein riesiges Arsenal an Artillerie, Drohnen und hochmodernen U-Booten auf. Obwohl offiziell keine Atommacht, besitzt Israel Experten zufolge.

UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE USA

Washington stellt Israel im Rahmen eines Zehn-Jahres-Abkommens bis 2028 jährlich 3,8 Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro) an Militärhilfe zur Verfügung. Nach der Operation der Hamas lieferte Washington zusätzliche Munition und schickte zwei Flugzeugträger in das östliche Mittelmeer - die USS Gerald Ford, das größte Kriegsschiff der Welt, und die USS Eisenhower. Am Wochenende kündigte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin an, dass zudem eine Batterie des Flugabwehrsystems THAAD sowie weitere Einheiten des Patriot-Abwehrsystems in der Region stationiert würden. Zuvor hatte das US-Militär 2000 Soldaten den Befehl gegeben, sich auf einen Einsatz im Nahen Osten vorzubereiten.

Krieg in Nahost: Israels Hightech-Militär gegen bewaffnete Gruppen (AA)

HAMAS

Die Hamas baute sich über Jahre ein vielfältiges Waffenarsenal auf. Ihr bewaffneter Arm, die Al-Kassam-Brigaden, umfassen nach Angaben des IISS 15.000 Mann, arabische Medien sprechen von 40.000 Kämpfern. Sie verfügen über schwere Waffen aus dem gesamten Nahen Osten - insbesondere aus dem Iran, Syrien und Libyen - und haben auch Handfeuerwaffen und Sturmgewehre aus China und anderen Regionen. Im von ihr kontrollierten Gazastreifen stellt die Palästinenserorganisation zudem Sprengstoff und technisch simple Raketen her. Genaue Zahlen über das Waffenarsenal der Hamas gibt es nicht; westliche Quellen gehen aber davon aus, dass sie genügend Drohnen, Minen, Panzerabwehrraketen, Granatwerfer und Mörsergranaten hat, um einen Kampf lange Zeit durchzuhalten.

HISBOLLAH

An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon gibt es seit dem 7. Oktober immer wieder Gefechte mit der vom Iran unterstützten Hisbollah. Die Schiitenmiliz zwinge mit ihren Angriffen Israel, Soldaten und Gerät an seiner Nordgrenze zu halten, analysiert das Soufan Center, ein US-Thinktank. 2021 behauptete die Hisbollah, 100.000 Kämpfer zu haben. Das Institute for National Security Studies (INSS) geht von halb so vielen aus. Die israelische Denkfabrik schätzt das Arsenal der Hisbollah auf 150.000 bis 200.000 Raketen und Flugkörper aller Art, darunter „hunderte von Präzisionsraketen“. Bei einem Manöver im Mai zeigte die Hisbollah auch Waffensysteme aus dem Iran, Syrien, Russland und China.

IRAN

Seit der Revolution 1979 ist die Unterstützung der Palästinenser Teil der iranischen Ideologie. „Wenn die USA und ihr Stellvertreter Israel den Völkermord im Gazastreifen nicht sofort beenden, wird die Region außer Kontrolle geraten“, warnte der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian am Sonntag.

Westliche Beobachter halten die Gefahr, dass der Iran direkt in den Krieg eingreift, für nicht so hoch, verweisen aber auf die Unterstützung Teherans für die Hamas und die Hisbollah. „Der Iran scheint zum jetzigen Zeitpunkt kein Interesse zu haben, dass die Hisbollah in einen umfassenden Krieg verwickelt wird“, sagt Raz Zimmt, Iran-Experte des INSS. Bei einem militärischen Erfolg Israels, durch den die Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen verlieren würde, könnte Teheran sich jedoch zum Handeln gezwungen sehen.

TRT Deutsch und Agenturen