Papst Franziskus hat das vatikanische Strafrecht verschärft und klarere Regelungen unter anderem bei Themen wie Missbrauch und Darstellungen sexueller Gewalt geschaffen. Die Normen müssten beständig mit den Veränderungen in der Gesellschaft und den „neuen Erfordernissen des Volkes Gottes“ im Austausch stehen, hieß es in der apostolischen Konstitution von Papst Franziskus, die am Dienstag vom Heiligen Stuhl veröffentlicht wurde. Deshalb sei es „manchmal erforderlich, die Normen zu überarbeiten“, begründete das katholische Kirchenoberhaupt die Änderungen. Die Verordnungen sollen am 8. Dezember in Kraft treten.
Im kirchlichen Strafgesetzbuch - dem Buch VI des Codex des Kanonischen Rechts - wird auch der Missbrauch etwa an Minderjährigen neu positioniert. Jener Teil, der die Minderjährigen angehe, stehe nun unter dem neuen Titel „Straftaten gegen Freiheit, Würde und Leben des Menschen“, erklärte der Vatikan-Kirchenrechtler Markus Graulich im Interview mit dem Medienportal „Vatican News“.
Die Artikel, im Kirchenrecht als Canones bezeichnet, drohen Klerikern Strafsanktionen an zum Beispiel für Missbrauch an Minderjährigen, aber auch dann, wenn sie sich „pornografische Bilder“ von Minderjährigen beschaffen, verbreiten oder Minderjährige dazu bringen, solche Bilder aufzunehmen. Dafür sieht das Recht Amtsenthebung, „andere gerechte Strafen“ oder die Entlassung aus dem Klerikerstand vor, wenn es die Schwere des Falls nahelegt.
Die Worte „sexueller Missbrauch“ finden sich in der Neuregelung zwar nicht. Stattdessen ist von einer „Straftat gegen das sechste Gebot“ die Rede, also das Gebot gegen Unkeuschheit. Graulich erklärte dazu, dass dieses Gebot beispielsweise vom Katechismus so gut definiert sei, dass man kirchenrechtlich damit arbeiten könne. 2019 habe man in Bezug auf Meldungen über Missbrauchsfälle von „sexuellen Handlungen“ gesprochen und damit die Weite der Straftat eingeschränkt. Hinterher hätten sich Menschen beschwert, die zwar körperlich missbraucht wurden, aber eben nicht sexuell.
1 Juni 2021
Missbrauch in der Kirche: Papst verschärft vatikanisches Strafrecht
Angesichts der zunehmenden Zahl an behaupteten Missbrauchsfällen in der Kirche hat Papst Franziskus das vatikanische Strafrecht verschärft. Manchmal sei es „erforderlich, Normen zu überarbeiten“, so das katholische Kirchenoberhaupt.
dpa
Ähnliche Nachrichten
USA: Frau in Zug vergewaltigt – Laut Polizei griff keiner ein
In den USA wird eine Frau in einem Zug vergewaltigt. Obwohl laut ersten Erkenntnissen mehrere Insassen an Bord sind, greift keiner ein. Die Polizei findet diesen Umstand „verstörend“ – der Vorfall zeige, „wo wir in der Gesellschaft stehen“.
„Mehr Klimaschutz“: Religionsführer appellieren an Regierungen
In einem interreligiösen Treffen vor dem UN-Klimagipfel haben mehrere Religionsführer einen „mutigen Einsatz gegen den Klimawandel“ gefordert. Die Welt dürfe ihren „Kindern keine Wüste hinterlassen“, so die Geistlichen in einer gemeinsamen Erklärung.
Kanada: Missbrauch in Internaten – Kirche will Opfer entschädigen
In Kanada sind jahrzehntelang Kinder von Ureinwohnern in kirchlichen Internaten missbraucht worden. Staatliche Behörden hatten sie in diese eingewiesen. Bischöfe wollen für Projekte mit Überlebenden und Angehörigen 20 Millionen Euro bereitstellen.
Selbe Kategorie
Bericht: 2023 hatten 282 Millionen Menschen nicht genug zu essen
Laut dem Bericht des Food Security Information Network hat die Zahl der Hungernden im fünften Jahr in Folge zugenommen. Grund dafür seien Kriege, der Klimawandel und gestiegene Lebenshaltungskosten. Besonders betroffen seien der Sudan und Gaza.
Colonna-Bericht entlastet UNRWA: Appell für internationale Solidarität
Die französische Ex-Außenministerin Colonna ruft in ihrem Experten-Bericht zur Unterstützung des UN-Palästinenserhilfswerks auf. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe begrüßt den Bericht und bezeichnet das UNRWA als „Lebensader“ für Palästina.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.