In Mali sollen rund 300 Zivilisten von der Armee „systematisch hingerichtet“ worden sein. (AFP)
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Die malische Armee hat im Zentrum des westafrikanischen Landes nach Angaben von Human Rights Watch rund 300 Zivilisten getötet. Einige der Menschen in dem Ort Moura, die von den Soldaten für Extremisten gehalten wurden, seien „systematisch hingerichtet“ worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Dienstag. Die regierende Militärjunta hatte am Wochenende gemeldet, bei einem Großeinsatz Ende März 203 „Terroristen“ getötet zu haben.

„Schlimmste Episode von Gräueltaten“

In einem am Dienstag veröffentlichten Bericht beschreibt Human Rights Watch (HRW) ein Massaker, das über mehrere Tage zwischen dem 27. und 31. März in der Ortschaft Moura verübt worden sein soll. Die Region ist einer der Hauptschauplätze der Gewalt in der Sahelzone. Die Ereignisse in Moura seien „die schlimmste Episode von Gräueltaten“, die seit dem Ausbruch der Gewalt in Mali im Jahr 2012 begangen wurden, erklärte HRW unter Berufung auf 27 Menschen, die der Darstellung zufolge über die Ereignisse informiert waren, darunter 19 Überlebende und Zeugen. Die malischen Soldaten hätten die Ortschaft durchkämmt, eine Reihe von Menschen „hingerichtet“ und hunderte weitere gefangen genommen, heißt es in dem Bericht. Unterstützt worden seien sie von ausländischen Soldaten, bei denen es sich um mutmaßliche russische Söldner handeln soll. In den folgenden Tagen hätten sie Dutzende Gefangene in kleinen Gruppen erschossen - möglicherweise aufgrund ihrer Kleidung, weil sie wie Terroristen einen Bart trugen oder aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit.

Bundeswehr mit bis zu 1700 Soldaten in Mali

Zivilisten wurden laut HRW gezwungen, Massengräber auszuheben, bevor sie hingerichtet wurden. Einige der sterblichen Überreste seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt worden. Der malische Generalstab sprach am Dienstagabend von „unbegründeten Behauptungen“, die darauf abzielten, das „Image“ der Streitkräfte zu schädigen. Die Armee habe eine Ansammlung von „Terroristen“ angegriffen, mit denen sie sich heftige Kämpfe geliefert habe. Die Bundesregierung hatte die Junta zuvor aufgerufen, die mutmaßlichen Gräueltaten aufzuklären. Die Bundeswehr ist in Mali derzeit noch mit bis zu 1700 Soldaten an der EU-Ausbildungsmission EUTM und an der UN-Mission Minusma beteiligt. Nach der Ankündigung Frankreichs, sich aus Mali zurückzuziehen, ist auch der Verbleib der deutschen Truppen fraglich.

AFP