Die lybische Flagge (dpa)
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Zwei Einheiten der libyschen Armee haben sich bei einem Feuergefecht in einem dicht besiedelten Teil der Hauptstadt Tripolis gegenseitig mit schwerer Artillerie beschossen. Der für Tripolis zuständige Kommandeur Abdelbaset Marouane erklärte in einer Videobotschaft, die angegriffene Brigade 444 habe „aufgehört, militärische Befehle zu befolgen“ und sei in der Nacht zu Freitag auf seinen Befehl hin angegriffen worden. Der Lärm der Artillerie war ab Mitternacht bis zum frühen Morgen zu hören. Der Chef des Präsidialrates und Oberbefehlshaber der Armee, Mohamed al-Manfi, befahl „allen Kräften, die in Tripolis gekämpft haben oder noch kämpfen, das Feuer sofort einzustellen und unverzüglich in ihre Kasernen zurückzukehren“. Weitere derartige Vorfälle würden „nicht länger toleriert“. Anwohner berichteten der Nachrichtenagentur AFP nach dem Ende der Kämpfe im Südosten der Stadt von Rauchwolken, die nahe der Al-Tekbali-Kaserne in der Luft hingen. Die Behörden machten keine Angaben zu möglichen Opfern, die Brigade 444 teilte aber im Online-Dienst Facebook mit, dass ein Offizier der Brigade getötet worden sei. UN-Unterstützungsmission in Libyen „sehr besorgt“ Die UN-Unterstützungsmission in Libyen (Unsmil) zeigte sich angesichts der jüngsten Entwicklungen „sehr besorgt“. Sie forderte alle Seiten auf, „extreme Zurückhaltung“ zu üben. Die UN-Mission erinnerte an das internationale humanitäre Recht und die Verpflichtung, Zivilisten zu schützen. Libyen ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von gewaltsamen Konflikten und Machtkämpfen geprägt. Lange war das Land gespalten in eine von der UNO anerkannte Einheitsregierung in Tripolis und in Aufständische in Tobruk. Die Aufständischen wurden vom Warlord Chalifa Haftar unterstützt, der Unterstützung aus Ägypten, Frankreich, Russland und weiteren Staaten erhielt. Die Truppen des Warlords kontrollierten große Gebiete im Osten und Süden Libyens. Im Oktober des vergangenen Jahres einigten sich beide Seiten auf eine Waffenruhe. Seit Anfang des Jahres ist eine Übergangsregierung unter der Führung von Abdulhamid Dbeibah im Amt, welche die Wahlen im Dezember vorbereiten und den zehnjährigen Konflikt in Libyen beenden soll. Noch wird aber darüber gestritten, wann die Wahlen abgehalten werden sollen, um welche Art von Wahlen es gehen soll und welche Verfassungsgrundlage es dafür gilt.

AFP