Nordkorea feiert 75. Gründungstag der Arbeiterpartei (dpa)
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Bei einer Militärparade anlässlich des 75. Jahrestags der Gründung der regierenden Arbeiterpartei hat Nordkorea eine neue Interkontinentalrakete präsentiert. Auf Bildern des Staatssenders KCTV vom Samstag war zu sehen, wie die Rakete über den Platz gefahren wurde, während Machthaber Kim Jong Un von einer Tribüne aus zuschaute. Inmitten der Corona-Pandemie versammelten sich tausende Soldaten und Zuschauer ohne Schutzmasken in der Hauptstadt Pjöngjang. Nordkorea werde sein Militär „zur Selbstverteidigung und Abschreckung“ weiter ausbauen, verkündete Machthaber Kim Jong Un in einer Ansprache. Experten gehen davon aus, dass die neue Interkontinentalrakete die weltweit größte ihrer Art ist. Es wird geschätzt, dass sie 24 Meter lang ist und einen Durchmesser von 2,5 Metern hat. Der erste Test der Rakete könnte um die Zeit des Amtsantritts des künftigen US-Präsidenten stattfinden. Nordkorea hatte bereits 2017 eine Rakete mit einer Reichweite bis zum Festland der USA getestet. Die neue Waffe könnte nach Ansicht von Experten jedoch so beschaffen sein, dass sie das Raketenabwehrsystem der USA umgehen kann. „Es ist eine beängstigende Aussicht für das ohnehin schon leistungsschwache US-Raketenabwehrsystem“, sagte Melissa Hanham von der Nichtregierungsorganisation Open Nuclear Network.

„Rakete zur Überwältigung von US-Raketenabwehrsystem in Alaska“

Die Rakete sei „eindeutig darauf ausgerichtet, das US-Raketenabwehrsystem in Alaska zu überwältigen“, sagte Jeffrey Lewis vom Middlebury Institute of International Studies. Den Bildern nach zu urteilen könnte die Interkontinentalrakete mehrere Sprengköpfe mit sich führen. Um diese abzufangen, müssten die USA rund eine Milliarde Dollar für ein Dutzend Abfangjäger ausgeben. Beobachter warnen jedoch regelmäßig davor, dass es sich bei den Geräten, die Pjöngjang auf seinen Paraden vorführt, um Attrappen oder Modelle handeln könnte. Oft gibt es keinen Beweis dafür, dass die Geräte funktionieren, solange sie nicht getestet wurden. Im Bemühen um ein Ende von Nordkoreas Atomprogramm hatte US-Präsident Donald Trump Kim in den vergangenen beiden Jahren drei Mal getroffen, davon zwei Mal zu formellen Gipfeltreffen. Seit dem Scheitern des Gipfels im Februar 2019 in Hanoi liegen die Nuklearverhandlungen zwischen den USA und Nordkorea jedoch auf Eis. In seiner Rede brüstete sich Machthaber Kim auch damit, dass es in seinem Land keinen einzigen Corona-Fall gebe. „Keine einzige Person“ in Nordkorea habe sich bislang infiziert, sagte er. Nach den ersten Corona-Fällen in China hatte Nordkorea seine Grenzen zum Nachbarland geschlossen.

AFP