Israel: Demonstranten feiern bereits Ablösung von Netanjahu (dpa)
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Vor der erwarteten Ablösung des rechtskonservativen israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu haben Demonstranten vor seinem Amtssitz in Jerusalem bereits gefeiert. Kritiker des scheidenden Regierungschefs jubelten und tanzten. Auf einem der Schilder stand am Samstagabend: „Bibi (Netanjahus Spitzname), das ist Dein letzter Samstag in Balfour, fang an zu packen.“ Vor dem Amtssitz an der Ecke der Straßen Balfour und Smolenskin war es immer wieder zur Protesten gegen den Ministerpräsidenten gekommen, gegen den ein Korruptionsprozess läuft. Der designierte Regierungschef Naftali Bennett von der ultrarechten Jamina-Partei kritisierte die jüngste Kundgebung am Sonntag. „Dies ist nicht die richtige Zeit für Demonstrationen und Provokationen“, sagte er nach Angaben seines Sprechers. Bennett rief dazu auf, Netanjahu und dessen Familie mit Respekt zu behandeln.

Die neue Koalition muss an diesem Sonntag im Parlament eine Vertrauensabstimmung überstehen und soll dann gleich vereidigt werden. Sicher ist das nicht. Netanjahu und seine Likud-Partei leisten seit Tagen massiven Widerstand, um die Abwahl doch noch zu verhindern. Bei der Abstimmung wird es denkbar knapp: Die geplante Koalition kann sich in der Knesset nur auf eine hauchdünne Mehrheit stützen - 61 von 120 Abgeordneten.

Mit der Vereidigung eines neuen Kabinetts ginge in Israel eine Ära zu Ende: Es wäre das erste Mal seit 2009, dass eine Regierung ohne Netanjahu gebildet wird. Noch ist unklar, wann der 71-Jährige bei einer Ablösung seinen Amtssitz verlassen würde. Nach Medienberichten will Bennett mit seiner Familie in seinem Wohnhaus in Raanana bei Tel Aviv bleiben und den Amtssitz nur für offizielle Treffen oder in Ausnahmefällen nutzen.

dpa