Präsident Abdel Fattah al-Sisi  (Reuters)
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Sicherheitskräfte in Ägypten lassen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) festgenommene Kinder und Jugendliche verschwinden und foltern. In einem Bericht dokumentieren HRW und die ägyptische Kinderrechtsorganisation Belady 20 Fälle, in denen Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren brutalen Methoden ausgesetzt gewesen seien. Richter und Anwälte würden bei den Misshandlungen „ein Auge zudrücken“. Unter Präsident Abdel Fattah al-Sisi habe Folter ein „krasses“ Ausmaß erreicht. Kinder berichteten von Waterboarding - dem simulierten Ertrinken - und „Stromschlägen an Zungen und Genitalien“, sagte HRW-Kinderrechtler Bill Van Esveld. In 15 der 20 dokumentierten Fälle hätten Kinder von Folter berichtet. In zwei Fällen hätten Sicherheitskräfte ihnen die Arme hinter dem Rücken zusammengebunden und sie an den Armen aufgehängt. Ein 17-Jähriger habe berichtet, wie ihm bei einem Verhör in den Mund gespuckt worden sei. Verantwortlich seien die ägyptische Polizei, der Geheimdienst und Offiziere des Militärs, schreiben die Autoren. Alle 20 Kinder und Jugendliche seien willkürlich und ohne Haftbefehl festgenommen worden. Nach ihrer Festnahme seien sie teilweise Wochen oder Monate verschwunden, ohne dass Eltern über ihren Verbleib und ihren Zustand informiert worden seien. Drei Kinder seien in Einzelhaft gesteckt worden, weiteren drei Betroffenen seien mehr als ein Jahr keine Besuche von Angehörigen erlaubt worden. Al-Sisi geht seit seiner Machtübernahme im Jahr 2013 mit härtesten Mitteln gegen Kritiker vor. Zehntausende wurden nach Schätzungen von Menschenrechtlern festgenommen und verurteilt, viele von ihnen in Massenprozessen. Dabei seien auch „Hunderte Kinder“ willkürlich festgenommen, misshandelt und gefoltert worden, heißt es im neuen HRW-Bericht. Der UN-Ausschuss gegen Folter kam 2017 bereits zu dem „unumgänglichen Schluss, dass Folter in Ägypten gängige Praxis“ ist.

dpa