Nach dem Rauswurf des ungarischen Torwarttrainers Zsolt Petry beim Fußball-Bundesligisten Hertha BSC wegen umstrittener Aussagen zu Migration und Homosexualität hat Ungarn einen Vertreter der deutschen Botschaft einbestellt. Das ungarische Außenministerium erklärte am Donnerstag, dass die Entlassung „die freie Meinungsäußerung einschränkt“.
„Deutschland hat wie Ungarn direkte historische Erfahrungen mit Meinungsterror, daher ist der Schutz des Grundrechts auf freie Meinungsäußerung unsere gemeinsame moralische Pflicht“, hieß es in der Erklärung.
Petry hatte in einem Interview mit der Zeitung „Magyar Nemzet“ die europäische Einwanderungspolitik als „Ausdruck des moralischen Verfalls“ bezeichnet. Der Ungar kritisierte auch seinen Landsmann und Torhüter von RB Leipzig, Péter Gulácsi, der im Februar seine Solidarität mit einer Kampagne für LGBT-Rechte bekundet hatte.
Mehrere hochrangige ungarische Minister hatten gegen die Entlassung Petrys protestiert, darunter auch der Büroleiter von Ministerpräsident Viktor Orban, Gergely Gulyas. „Deutschland sollte antworten, ob es noch ein Land der Rechtsstaatlichkeit ist oder nicht“, sagte er am Donnerstag vor Journalisten.
Hertha erklärte am Dienstag, Petrys Äußerungen hätten gegen das Bekenntnis des Vereins zu Werten wie Vielfalt und Toleranz verstoßen. Der Vertrag des Ungarn sei mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden. Petry erklärte nach seiner Entlassung, er bedauere seine Äußerung zur Migration und entschuldige sich „bei allen Menschen, die Zuflucht suchen“.
10 Apr. 2021
Hertha-Streit: Ungarn bestellt deutschen Botschaftsvertreter ein
Ungarn bestellt nach dem Rauswurf von Hertha-Torwarttrainer Petry den deutschen Botschaftsvertreter ein. Budapest stellt dabei die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland infrage. Petry hatte umstrittene Aussagen zu Migration und Homosexualität gemacht.
AFP
Ähnliche Nachrichten
Schuldzuweisungen nach Tod von 31 Migranten im Ärmelkanal
Ein Unglück wie dieses gab es im Ärmelkanal wohl noch nie zuvor: Dutzende Migranten sind am Mittwoch in den kalten Fluten zwischen Dover und Calais ertrunken. Der Streit um die illegalen Überfahrten belastet das Verhältnis zwischen Paris und London.
Selbe Kategorie
Bericht: 2023 hatten 282 Millionen Menschen nicht genug zu essen
Laut dem Bericht des Food Security Information Network hat die Zahl der Hungernden im fünften Jahr in Folge zugenommen. Grund dafür seien Kriege, der Klimawandel und gestiegene Lebenshaltungskosten. Besonders betroffen seien der Sudan und Gaza.
Colonna-Bericht entlastet UNRWA: Appell für internationale Solidarität
Die französische Ex-Außenministerin Colonna ruft in ihrem Experten-Bericht zur Unterstützung des UN-Palästinenserhilfswerks auf. Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe begrüßt den Bericht und bezeichnet das UNRWA als „Lebensader“ für Palästina.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.