US-Außenminister Antony Blinken hat die israelische Führung bei einem Besuch in Israel aufgefordert, im Gaza-Krieg Rücksicht auf die Zivilisten zu nehmen. Der Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas könne „kein Freibrief“ sein, um andere zu entmenschlichen, sagte Blinken am Mittwoch nach Gesprächen in Tel Aviv.
Die USA drängten Israel schon länger, die Zivilbevölkerung zu schützen und humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in Gaza zu ermöglichen, sagte er. „Und in den vergangenen vier Monaten hat Israel wichtige Schritte unternommen, um genau das zu tun“, so Blinken. Doch die täglichen Opfer unter der unschuldigen Zivilbevölkerung seien „immer noch zu hoch“. Das habe er auch dem israelischen Premierminister Benjamin und Netanjahu und anderen Regierungsmitgliedern bei seinen Gesprächen gesagt. Er habe auch mehrere wesentliche Schritte genannt, die Israel unternehmen sollte - unter anderem, um humanitäre Hilfe für den Gazastreifen zuzulassen.
Die überwältigende Mehrheit der Menschen in Gaza habe nichts mit dem Vergeltungsschlag der Hamas vom Oktober zu tun, so Blinken. Die Familien in Gaza, deren Überleben von Hilfslieferungen abhängig sei, seien wie Familien überall auf der Welt, die ein normales Leben leben und ihre Kinder zur Schule schicken wollten. „Wir können und dürfen unsere gemeinsame Menschlichkeit nicht aus den Augen verlieren“, mahnte Blinken.
Israels Vernichtungskrieg in Gaza
Israel hatte nach dem 7. Oktober die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel seitdem behindert. Fast zwei Millionen Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten.
Nach palästinensischen Angaben wurden in Gaza seit dem 7. Oktober mehr 27.600 Menschen getötet und Zehntausende verletzt. Die Zahl könnte weit höher sein, da noch viele Tote unter den Trümmern liegen und nicht geborgen werden können.