16.08.2021, USA, Washington: Joe Biden, Präsident der USA, spricht im Ostzimmer des Weißen Hauses über die Situation in Afghanistan. (dpa)
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Ein afghanischer Dolmetscher, der den damaligen US-Senator Joe Biden 2008 in einem abgelegenen afghanischen Dorf vor einem Schneesturm gerettet hatte, wurde nach dem US-Abzug am 31. August im Land zurückgelassen. Der Afghane half Biden und den Senatoren John Kerry und Chuck Hagel nach einer Notlandung im Sturm und arbeitete nach einem Bericht des Wall Street Journals vom Dienstag jahrelang mit der US-Regierung als Ortskraft zusammen. „Vergessen Sie mich hier nicht“ Dem Bericht zufolge sandte das Team damals nach der Notlandung des Hubschraubers einen Notruf an die in der Nähe befindlichen US-Streitkräfte und Auftragnehmer. Mohammed habe sich damals einer Gruppe von Soldaten angeschlossen und ihnen stundenlang bei der Suche in den Bergen und der anschließenden Rettung geholfen. Nun hofft Übersetzer Mohammed selbst auf seine Rettung: „Hallo Mr. President: Retten Sie mich und meine Familie“, sagte Mohammed der Zeitung. „Vergessen Sie mich hier nicht.“ Er und seine Frau sowie ihre vier Kinder versteckten sich derzeit vor den Taliban, weil sie Repressalien befürchten. US-Regierung verspricht Hilfe

Bei einer Pressekonferenz am Dienstag sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, dass die USA dankbar für seine jahrelange Mitarbeit seien. „Unsere Botschaft an ihn lautet: Danke, dass Sie in den letzten 20 Jahren an unserer Seite gekämpft haben. Danke für die Rolle, die Sie dabei gespielt haben, einer Reihe meiner Lieblingsmenschen aus einem Schneesturm zu helfen, und für all die Arbeit, die Sie geleistet haben.“ Die Biden-Regierung werde ihn nicht in Stich lassen und ihm helfen. „Wir werden Sie da rausholen. Wir werden Ihren Dienst würdigen. Und wir sind verpflichtet, genau das zu tun“, fügte Psaki hinzu.

Tausende Ortskräfte noch in Afghanistan

Bei der Evakuierung ab dem 14. August waren rund 123.000 Menschen ausgeflogen worden. Das Weiße Haus hatte Anfang August von rund 20.000 ehemaligen US-Hilfskräften berichtet, die ein spezielles Einreisevisum beantragt hätten, zusammen mit ihren Familienangehörigen insgesamt etwa 100.000 Menschen. Es gibt aber weit höhere Schätzungen zur Zahl der zu Rettenden, darunter diejenigen, die seit der Machtübernahme der Taliban als "gefährdet" gelten und die gar keinen Anspruch auf ein solches Visum haben. Das Weiße Haus hat sich zu deren Zahl bisher nicht geäußert. Es häufen sich jedoch Berichte über bedrohte Afghanen, die keinen Evakuierungsflug antreten konnten. Alleine bei den Mitarbeitern des von den USA unterstützten Senders Radio Asadi und ihren Familien handelt es sich um mehrere hundert Menschen. Jamie Fly, der Präsident von Radio Free Europe/Radio Liberty, dem Betreiber des Senders, sagte, die US-Regierung habe die „moralische Pflicht“, afghanische Journalisten zu schützen.

TRT Deutsch und Agenturen