Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan lehnt US-Pläne zur Vertreibung von Palästinensern aus dem Gazastreifen strikt ab und fordert stattdessen Israel auf, das großflächig zerstörte Küstengebiet wieder aufzubauen. „Aus unserer Sicht sind die Vorschläge, die darauf abzielen, die Palästinenser aus dem Land zu vertreiben, in dem sie seit Tausenden von Jahren leben, nicht ernst zu nehmen“, sagte Erdoğan auf einer Konferenz in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.
„Niemand hat die Macht, dem palästinensischen Volk eine zweite Nakba anzutun und wird es auch niemals haben.“ Der Begriff Nakba (Katastrophe) bezieht sich auf die Flucht und Vertreibung von mehr als 760.000 Palästinensern aus ihrer Heimat nach Israels Staatsgründung im Jahr 1948.
Erdoğan sagte weiter, statt eine neue Bleibe für die Menschen aus Gaza zu suchen, solle Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu für den Schaden aufkommen, den Israel während des Vernichtungskriegs in Gaza angerichtet habe. „Israel hat so viel Zerstörung, Leid und Massaker angerichtet – das darf nicht unbeachtet bleiben“, betonte der türkische Präsident.
Erdoğan bekräftigte seine Forderung nach der Schaffung eines unabhängigen und geografisch zusammenhängenden Staates Palästina auf Grundlage der Grenzen von 1967 mit Jerusalem als Hauptstadt. „Neben dem Wiederaufbau Gazas müssen wir unsere Bemühungen verstärken, einen souveränen palästinensischen Staat mit territorialer Integrität zu schaffen“, sagte er.
US-Präsident Donald Trump hatte am Sonntag seine viel kritisierten Pläne zur Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen bekräftigt. Trump will die Palästinenser in andere arabische Länder „umsiedeln“ und Gaza „übernehmen“. Eine Vertreibung der gut zwei Millionen Menschen würde gegen das Völkerrecht verstoßen, die Vereinten Nationen haben vor einer „ethnischen Säuberung“ gewarnt.
Erdoğan zu Besuch in Malaysia

Der türkische Präsident hat bei seinem Besuch in Malaysia die engen Beziehungen zwischen Türkiye und dem südostasiatischen Land betont. „Mögen unsere Solidarität und Zuneigung stark bleiben“, sagte Erdoğan am Montag bei einer offiziellen Zeremonie in Putrajaya, wo ihm ein Ehrendoktor verliehen wurde.
In seiner Rede drückte Erdoğan seine Freude aus, nach fünf Jahren wieder in Malaysia zu sein. Er betonte die Freundschaft und Brüderlichkeit zwischen Türkiye und Malaysia trotz der geografischen Entfernung. Zudem dankte er für die Ehrendoktorwürde, die „die Wertschätzung Malaysias für Türkiye und sein Volk widerspiegelt“.
Malaysia: „Türkiye ist stärker denn je“
Bei der Zeremonie in Putrajaya lobte der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim Türkiye für seine Entwicklung zu einer geopolitischen Macht. „Türkiye ist stärker denn je“, sagte Ibrahim. Dies sei vor allem das Ergebnis der Führungsqualitäten von Präsident Erdoğan, deren Einfluss über Grenzen hinausreiche.
Ibrahim betonte zudem die technologischen Fortschritte von Türkiye, besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz und der Raumfahrttechnologie. Türkiye sei „zu einer geopolitischen Kraft geworden“, fügte er hinzu.

Im Rahmen seiner Asien-Reise wird der türkische Präsident voraussichtlich auch Indonesien und Pakistan besuchen. Begleitet wird Erdoğan neben der First Lady Emine Erdoğan unter anderem von Außenminister Hakan Fidan, dem Minister für Energie und natürliche Ressourcen Alparslan Bayraktar und dem Verteidigungsminister Yaşar Güler.