In Dänemark verhängte ein Gericht 60 Tage Haft wegen Amtsvergehen für Ex-Ministerin Stojberg wegen willkürlichen Vorgehens gegen Asylsuchende. (Reuters)
Folgen

Weil sie rechtswidrig die Trennung von minderjährigen asylsuchenden Paaren angeordnet hat, ist Dänemarks frühere Einwanderungsministerin Inger Stojberg wegen Amtsvergehens zu 60 Tagen Haft verurteilt worden. Stojberg habe ihre Pflichten als Ministerin missachtet, urteilten die 26 Richter eines Sondergerichts am Montag. Es ist erst das dritte Verfahren vor dem Reichsgericht, das sich mit Fehlverhalten von Ministern befasst.

Verstoß gegen Europäische Menschenrechtskonvention

Stojberg war von 2015 bis 2019 als Ministerin für Einwanderung und Integration maßgeblich für die restriktive Aufnahmepolitik des Landes verantwortlich. Unter anderem ordnete sie die grundsätzliche Trennung von Asylbewerberpaaren an, wenn die Frau unter 18 Jahre alt war. Auf ihre Anweisung hin waren im Jahr 2016 nicht weniger als 23 Paare mit meist nur geringem Altersunterschied ohne Einzelfallprüfung getrennt worden. Sie wurden in verschiedenen Zentren untergebracht, während ihre Fälle geprüft wurden. Stojberg wurde deshalb vorgeworfen, gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstoßen zu haben.

Berufung kann nicht mehr eingelegt werden

Die ehemalige Ministerin hatte in dem seit September laufenden Verfahren vor dem Sondergericht auf unschuldig plädiert. Von ihrem Urteil zeigte sie sich „sehr, sehr überrascht“. Sie bezeichnete es als eine „Niederlage für die dänischen Werte, nicht nur für mich“. Gegen das Urteil kann sie keine Berufung mehr einlegen. Es gilt jedoch als wenig wahrscheinlich, dass Stojberg ins Gefängnis muss: Bei Haftstrafen unter sechs Monaten reicht nach dänischem Recht auch eine elektronische Überwachung. Das Parlament muss nun entscheiden, ob die inzwischen parteilose Abgeordnete ihr Mandat verliert. Nach ihrer Anklage im vergangenen Winter hatte die 48-Jährige bereits die konservativ-liberale Venstre-Partei verlassen. Ihre glühendsten Anhänger finden sich inzwischen im ultrarechten Lager.

AFP