Symbolbild. Das umstrittene US-Startup für Gesichtserkennung, Clearview AI, hat zugestimmt, seine biometrischen Datenbanken nicht mehr an Unternehmen in den USA zu verkaufen. (dpa)
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Ein umstrittenes US-Startup für Gesichtserkennung, Clearview AI, hat sich bereit erklärt, seine biometrischen Datenbanken nicht mehr an Unternehmen in den USA zu verkaufen. Die am Montag bekannt gegebene Vereinbarung mit der Bürgerrechtsorganisation ACLU besagt, dass Clearview AI seine Gesichtsdatenbank den meisten privaten Einrichtungen in den USA nicht mehr zugänglich machen darf. Das Unternehmen darf allerdings weiterhin mit Behörden zusammenarbeiten.

Vorwurf des Verstoßes gegen Datenschutzgesetz von Illinois Die Vereinbarung muss noch gerichtlich bestätigt werden. ACLU und andere Organisationen hatten vor zwei Jahren gegen Clearview AI geklagt, weil das Unternehmen gegen das Datenschutzregeln des Bundesstaates Illinois verstoßen haben soll. ACLU-Vertreter Nathan Freed Wessler erklärte, das Unternehmen könne nun „die eindeutigen biometrischen Identifikatoren der Menschen nicht mehr uneingeschränkt als Profitquelle behandeln“. Er hofft, dass andere Unternehmen sich ein Beispiel daran nehmen. „Diese Vereinbarung zeigt, dass starke Datenschutzgesetze einen echten Schutz vor Missbrauch bieten können“, erklärte er. In den USA gibt es kein bundesweites Gesetzes zum Schutz der Privatsphäre im Internet. „Vereinbarung ändert nichts am derzeitigen Geschäftsmodell“ Clearviews Anwalt Lee Wolosky erklärte hingegen, die Vereinbarung ändere „nichts am derzeitigen Geschäftsmodell“ des Unternehmens. Das Start-up habe durch die außergerichtliche Einigung „viel Geld“ gespart und könne sein Geschäft „im Einklang mit dem Gesetz weiter ausbauen“. Clearview verfügt über eine Datenbank mit mehr als zehn Milliarden Bildern von Gesichtern, die das Unternehmen online gesammelt hat. Diese fließen in seine Identifikationssoftware ein. Bürgerrechtler hatten vor den Gefahren durch kommerzielle Anbieter von Gesichtserkennung gewarnt. So könnten beispielsweise gewalttätige Partner oder Sexualstraftäter damit ihre Opfer wieder ausfindig machen, selbst wenn diese sich verstecken, warnte Linda Xóchitl Tortolero, Vorsitzende der Organisation Acción aus Chicago. Sie bezeichnete die Einigung daher als „großen Sieg“ für gefährdete Menschen. Auch in europäischen Ländern sind mehrere Verfahren gegen das Unternehmen anhängig. Die italienische Datenschutzbehörde verhängte im März eine Geldstrafe von 20 Millionen Euro gegen Clearview, weil es die „biometrische Überwachung von Personen, die sich auf italienischem Hoheitsgebiet befinden“, ermöglicht hatte.

AFP