30.06.2021, USA, Elkins Park: US-Schauspieler Bill Cosby (m.) tritt nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis gemeinsam mit seinem Sprecher Andrew Wyatt (r.) vor die Presse, die sich vor seinem Haus versammelt hat. (dpa)
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Das höchste Gericht im US-Bundesstaat Pennsylvania hat die Verurteilung des US-Schauspielers Bill Cosby (83) wegen sexueller Nötigung gekippt. Aufgrund einer Vereinbarung mit einem früher mit dem Fall befassten Staatsanwalt hätte Cosby in dieser Sache nicht angeklagt werden dürfen - so argumentierte das Gericht in einer rund 80 Seiten langen Stellungnahme am Mittwoch. Der Entertainer verließ noch am Mittwoch das Gefängnis. Sein Fall darf nicht noch einmal aufgerollt werden. Zahlreiche frühere Anträge auf Berufung und vorzeitige Haftentlassung waren von andern Gerichten abgelehnt worden. Die jetzige Entscheidung des höchsten Gerichts von Pennsylvania überraschte viele in den USA und sorgte bei Wortführern der #MeToo-Kampagne für Schock und Ratlosigkeit - Cosby selbst äußerte sich zunächst nicht. Der Schauspieler galt einst als Superstar und Amerikas Vorzeige-Vater, dann wurde er zum ersten berühmten Verurteilten der Ära #MeToo. Die weltweite Bewegung gegen sexuelle Belästigung entstand infolge von Vorwürfen von Übergriffen gegen prominente Filmproduzenten oder Schauspieler, die sich vor allem im Umfeld von Hollywood-Karrieren abgespielt haben sollen.

Mehr als 60 Frauen hatten Cosby sexuelle Übergriffe unterschiedlicher Art vorgeworfen. Im Prozess ging es allerdings nur um einen einzigen Fall aus dem Jahr 2004. Die Jury sah es als erwiesen an, dass Cosby eine Frau mit Tabletten hilflos gemacht und dann sexuell genötigt hatte. Der Entertainer hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. 2018 war Cosby wegen sexueller Nötigung zu einer Strafe von mindestens drei und höchstens zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das Urteil hatte in der Ära von #MeToo auch Signalwirkung. Seit dem vergangenen Jahr ist auch der frühere Hollywood-Mogul Harvey Weinstein verurteilter Sexualstraftäter, im August soll der Prozess gegen den Musiker R. Kelly wegen ähnlicher Anschuldigungen starten. Cosby saß seit September 2018 als Insasse „NN7687“ in der Anstalt „SCI Phoenix“ mit rund 2400 Insassen in Pennsylvania. Sport und Ansprachen an die Mitinsassen bestimmten dort den Alltag des fast blinden früheren Superstars, hieß es von seinem Sprecher. Das Lebenswerk des Schauspielers scheint von den Vorwürfen überschattet zu bleiben - Cosby aber bestand immer darauf: Er sei unschuldig und empfinde „keine Reue“.

dpa