Ein armenischer Soldat vor einem brennenden Haus in der aserbaidschanischen Stadt Kelbecer. (Others)
Folgen

Armenien hat mit Blick auf die Ankunft russischer Friedenstruppen in Berg-Karabach internationale Verhandlungen über den künftigen Status der Konfliktregion im Südkaukasus gefordert. Es sei dringend nötig, den Status festzulegen, sagte der armenische Präsident Armen Sarkissjan am Freitag in Eriwan.

Kern der Vereinbarung ist der Einsatz von rund 2000 Friedenssoldaten in Berg-Karabach zur Einhaltung der Waffenruhe. Die meisten von ihnen bezogen bereits Stellung. Das teilte der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu mit.

Viele Armenier aus Karabach lehnen ein Zusammenleben mit der muslimischen Bevölkerung aus dem restlichen Aserbaidschan ab. Das Anfang der Woche von Russland, Armenien und Aserbaidschan unterzeichnete Abkommen über ein Ende der Kämpfe legt keinen Status der Konfliktregion fest.

Russland hatte betont, dass der Status der Region nach der Rückkehr der Flüchtlinge aus Armenien und aus Aserbaidschan nach Karabach geklärt werden müsse. Dabei gehe es auch um ethnische und konfessionelle Fragen, hieß es. Nach Schuscha kehrten nach Medienberichten immer mehr Aserbaidschaner zurück. Muslime hielten dort das erste Mal nach 28 Jahren wieder ein Freitagsgebet in der Moschee ab.

Kremlchef Wladimir Putin sagte am Freitag, dass Zehntausende Flüchtlinge zurückkehren würden. Er hoffe, dass die Wortverbindung Berg-Karabach-Konflikt bald Geschichte sei. Zudem wies er die Gründung eines behördenübergreifenden humanitären Hilfszentrums an, das sich um die Rückkehr von Aserbaidschanern und Armeniern kümmern soll. Dort würden Vertreter des russischen Zivil-, des Verteidigungs- und des Außenministeriums sowie des Grenzschutzes arbeiten.

Karabach-Armenier stecken Häuser, Geschäfte und Wälder in Brand

Aus Karabach gab es zahlreiche Berichte über Flüchtende aus Gebieten, die dem Abkommen zufolge Aserbaidschan übergeben werden sollen. Auf Aufnahmen war zu sehen, wie Karabach-Armenier Häuser, aber auch Geschäfte und Wälder in Brand setzten. In Armenien kam es zu Massenprotesten gegen das Abkommen, das viele als Kapitulation werteten.

Brände in der befreiten Stadt Kelbecer, wo vor dem Krieg 60.000 Aserbaidschaner vertrieben worden sind. (Others)

Der Anführer der armenischen Besatzungstruppen von Berg-Karabach, Araik Arutjunjan, verteidigte die Initiative für eine Beendigung des Krieges. Er habe den armenischen Regierungschef Nikol Paschinjan darum gebeten, um den Verlust von Menschenleben und noch größeren Gebieten zu verhindern. Die Behörden des armenischen Besatzungsregimes gaben die Zahl der getöteten Soldaten am Freitag mit 1383 an.

Armenien hatte in einem Krieg nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern besetzt. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. In dem neuen Krieg haben aserbaidschanische Streitkräfte weite Teile des Gebiets zurückgeholt, das völkerrechtlich Aserbaidschan gehört.

AFP