Eine Frau identifiziert die Leichen ihres Sohnes und ihres Mannes in einer behelfsmäßigen Leichenhalle im Februar 1992 in Aghdam, Aserbaidschan, nach einem Massenmord im nahe gelegenen Chodschali. (Getty Images)
Folgen


Am Freitag ist der 29. Jahrestag des Massakers von Chodschali, bei dem hunderte aserbaidschanische Zivilisten durch armenische Soldaten getötet worden sind. Gegenüber TRT Deutsch verwies Aserbaidschans Botschafter in Berlin, Ramin Hasanov, auf das verursachte Leid für die Vertriebenen.
In der Nacht zum 26. Februar 1992 hatten armenische Truppen im Dorf Chodschali ein Massaker an mehr als 613 Aserbaidschanern begangen, darunter Frauen und Kinder. Innerhalb von etwas mehr als zwei Stunden waren die Zivilisten mit Mörsern, Artillerie und Panzerfeuer getötet worden. Damit sollte das aserbaidschanische Dorf für die Besetzung entvölkert werden. Laut aserbaidschanischen Behörden waren unter den Opfern 106 Frauen und 83 Kinder. Einige Bewohner konnten entkommen, indem sie den Minusgraden trotzten und in von aserbaidschanischen Truppen kontrollierte Gebiete flohen.
Die Geflohenen berichten über zahlreiche Gräueltaten - darunter die Schändung und Verstümmelung von bereits Verstorbenen. In den durch forensische Analysen untermauerten Zeugenaussagen wurden unter anderem Fälle von lebendigen Verbrennungen bestätigt. Einigen Opfern wurden die Augen ausgestochen, weitere Opfer wurden zerstückelt.

Insgesamt wurden 1.275 Personen von armenischen Streitkräften als Geiseln genommen. Das Schicksal von 150 Personen ist noch immer ungeklärt.
Im Gespräch mit TRT Deutsch erinnerte der Botschafter Aserbaidschans in Berlin, Ramin Hasanov, an die Vorfälle: „Der Genozid in Chodschali, bei dem in einer Nacht 613 unschuldige Zivilisten getötet wurden, geschah auf grausame Art und Weise. Den Menschen wurden die Augen ausgestochen, sie wurden enthauptet und skalpiert.“

„Die aserbaidschanische Bevölkerung, die vertrieben worden ist, musste lange Zeit unter schwierigen Bedingungen leben“, sagte der Diplomat. „Die Menschen kamen in Zelten unter, denn sie hatten keine Häuser und Aserbaidschan hatte damals nicht die Möglichkeiten, die wir heute haben.“

Mehr als eine Million Binnenvertriebene in Aserbaidschan

Bis heute fordert Aserbaidschan von der internationalen Gemeinschaft, dass sie das Massaker als Verbrechen gegen die Menschlichkeit einstuft.

Das Massaker war einer der blutigsten Ereignisse im Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien, der zwischen 1992 und 1994 inmitten der Auflösung der Sowjetunion wütete.

In Aserbaidschan sind die Auswirkungen des Konflikts bis heute zu spüren. Mehr als eine Million Bürger gelten als Binnenvertriebene, da sie nicht in ihre von Armenien besetzten Heimatregionen zurückkehren können.

Nach der ethnischen Säuberung der aserbaidschanischen Region Karabach hatten armenische Streitkräfte die Region und mehrere andere Provinzen besetzt. Darunter befanden sich die Bezirke Ağdam, Cəbrayıl, Füzuli, Kəlbəcər, Laçın, Qubadlı und Zəngilan. Armenische Truppen hatten somit rund 20 Prozent des aserbaidschanischen Staatsterritoriums besetzt.

Aserbaidschan hatte bei Gefechten im vergangenen Jahr mehrere Gebiete zurückerobern können. Die Waffenruhe wird nun von rund 2000 russischen Soldaten im Rahmen einer Friedensmission überwacht.

Die Region Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe. Armenien setzt auf Russland als Schutzmacht. Aserbaidschan hingegen betrachtet die Türkei als engen Verbündeten.

TRT Deutsch