Das Logo der CDU steht an der Eingangstür an der Wasserstraße in Düsseldorf. / Photo: DPA (dpa)
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Angesichts wachsender Defizite bei den gesetzlichen Krankenkassen hat die Union eine höhere Eigenbeteiligung der Versicherten sowie neue Tarifmodelle gefordert. „Wir müssen die weit verbreitete Flatrate-Mentalität in der gesetzlichen Krankenversicherung beenden“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Tino Sorge (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Sonntag).

Konkret fordert Sorge unter anderem ein „Lotsenmodell“, bei dem Versicherte sich verpflichten, vor einer neuen Behandlung immer erst zum Hausarzt zu gehen und sich von dort bei Bedarf zum Facharzt überweisen zu lassen. Dafür soll es dann einen gewissen Bonus geben.

Tarife mit bestimmten Eigenanteil

Der CDU-Politiker plädiert zudem für Tarife mit einem bestimmten Eigenanteil, die im Gegenzug reduzierte Beitragssätze haben. Sorge erklärte, es sei auch eine Option, einen Eigenanteil erst bei übermäßiger Beanspruchung ärztlicher Leistungen zu erheben. Davon sollen jedoch chronisch Kranke oder Härtefälle ausgenommen werden.

„Viele denken, ich zahle doch Beiträge, also steht mir alles in beliebiger Höhe zu“, kritisierte er. „Niemand will wichtige Leistungen zusammenstreichen, aber wir brauchen mehr Eigenbeteiligung und -verantwortung, mehr Kostensensibilität, mehr Steuerung und mehr Flexibilität“, sagte Sorge. Der demografische Wandel setze die Gesundheitsversorgung unter massiven Druck. „Das System lebt zunehmend über seine Verhältnisse“, argumentierte der Gesundheitsexperte.

Bundesgesundheitsminister lehnt Tarifmodelle als unethisch ab

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wies den Vorstoß als „unethisch“ zurück. Es gebe bei den Bürgerinnen und Bürgern „beim Arztbesuch keine „Flatrate Mentalität“, schrieb Lauterbach im Internetdienst X (früher Twitter). Zum Facharzt und ins Krankenhaus werde man überwiesen - ein Zuviel gehe „auf zu viel Ökonomie in der Medizin“ zurück. Die Bundesregierung sei gerade dabei, dies zu ändern.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (DPA)

Für die gesetzliche Krankenversicherung wird im laufenden Jahr ein Defizit von rund 17 Milliarden Euro erwartet. Für 2024 prognostizieren Krankenkassen ein Minus von bis zu sieben Milliarden Euro.

TRT Deutsch und Agenturen