16.10.2015, Bayern, Kaufbeuren: ILLUSTRATION - Der Stecker eines Lan-Kabels aufgenommen vor einem DSL-Modem. (dpa)
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In der Corona-Pandemie ist ein gut funktionierender Internet-Anschluss wichtiger denn je. Doch viele Menschen in Deutschland können sich nicht über eine stabile Videokonferenz-Verbindung im Homeoffice oder ruckelfreies Streaming am Feierabend freuen. Mehr als ein Drittel fühlt sich fast täglich durch Internetprobleme ausgebremst. Das ist das zentrale Ergebnis einer am Mittwoch veröffentlichen repräsentativen Umfrage von YouGov, die vom Frankfurter Internetknoten DE-CIX in Auftrag gegeben wurde.
38 Prozent der Verbraucher in der Bundesrepublik kämpfen demnach mehrmals pro Woche oder sogar täglich mit spürbaren Verzögerungen bei der Internetnutzung. Nur acht Prozent der Befragten gaben an, nie Beeinträchtigungen beim Internetzugang zu erleben. Im zweiten Jahr der Pandemie hat die Internetqualität nach Einschätzung der Befragten sogar etwas abgenommen. Bei einer vergleichbaren Umfrage im vergangenen Jahr hatten nur 33,5 Prozent der Befragten Probleme gemeldet, knapp fünf Prozentpunkte weniger als der aktuelle Wert.
Als Leidtragende der technischen Probleme sehen sich aktuell vor allem junge Erwachsene sowie Berufstätige im Homeoffice. Aber auch mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Altersgruppe über 55 Jahren berichtete in der Umfrage von häufig stockenden Internetverbindungen.
Überraschend klagen Menschen im urbanen Raum (Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern) etwas häufiger über ein mieses Internet als die Bevölkerung auf dem Land (Wohnorte mit weniger als 20 000 Einwohnern). Während 38 Prozent der Bevölkerung von deutschen Kleinstädten und ländlichen Gegenden angeben, mehrmals pro Woche bis täglich mit Verzögerungen bei der Internetnutzung zu kämpfen, klagen 41 Prozent der Großstädter über ein lahmes Netz. Bei den Bewohnern von Mittelstädten (20.000 bis 100.000 Einwohner) beschweren sich dagegen nur 35 Prozent über eine miese Netzqualität.
Meisten Probleme am Feierabend
Am häufigsten stellen die Befragten die Probleme am Feierabend fest, wenn das Video- oder Musik-Streaming mit Netflix, Spotify, YouTube oder anderen Diensten ruckelt (35 Prozent). Gut ein Fünftel (21 Prozent) erlebt Geschwindigkeitsproblemen bei der Arbeit im Homeoffice, zum Beispiel bei Videokonferenzen, Webinaren oder der Nutzung von Cloud-Anwendungen (21 Prozent). Aber auch Anwendungen, die eigentlich keine große Bandbreite erfordern, sind manchmal gestört. Dazu gehören Transaktionen wie beim Online-Banking sowie beim Online-Shopping. Hier klagen 18 Prozent der Befragten über eine schlechte Internetverbindung.
In der Umfrage machen die Betroffenen für die schlechte Netzqualität vor allem äußere Ursachen verantwortlich. 41 Prozent nennen eine Netzüberlastung als Grund für die erlebten Verzögerungen, 32 Prozent einen schlechten lokalen Netzausbau und 19 Prozent sagen, dass ihr Internetprovider nicht genügend Bandbreite anbietet. 12 Prozent vermuten den Grund für die Probleme bei langsamen Servern von Content-Anbietern wie Netflix. Nur 10 Prozent der Befragten sehen die Ursachen im eigenen Haushalt, etwa den Einsatz von veralteten Laptops oder Smartphones.
Fehler im eigenen Netzwerk möglich
Experten raten betroffenen Verbrauchern aber trotzdem dazu, mögliche Fehler auch im eigenen Netzwerk zu suchen. So können sich in großen Mehrfamilienhäusern viele WLAN-Router mit ihren Funksignalen gegenseitig in die Quere kommen. Für Abhilfe könnte ein Anschluss des PCs oder Smart-TVs mit einem Ethernet-Kabel sorgen, wenn dies möglich ist. Außerdem sollten die Anwenderinnen und Anwender überprüfen, ob ihr WLAN-Router nicht ausgerechnet auf dem Kanal funkt, der in der Umgebung ohnehin schon überbelegt ist. Populäre Router wie die Fritzbox von AVM bieten mit der „Autokanalfunktion“ die Möglichkeit, automatisch einen geeigneten Funkkanal auszuwählen.
Sollten alle Verbesserungsbemühungen nicht den gewünschten Effekt bringen, stehen Verbrauchern seit Dezember 2021 erweiterte Rechte zu. Ist das Internet dauerhaft zu langsam, müssen sie nur noch für das Tempo zahlen, das sie auch wirklich bekommen. Auch der Wechsel zu einem anderen Anbieter ist dann leicht möglich. Mit einem Speed-Test der Bundesnetzagentur kann man nachmessen, ob die Internetverbindung hält, was der Anbieter verspricht. Der Test ist allerdings vergleichsweise aufwendig. Um ein rechtlich abgesichertes Messprotokoll zu bekommen, sind insgesamt 30 Messungen an drei unterschiedlichen Kalendertagen nötig.

dpa