02.02.2022, Rheinland-Pfalz, Kusel: Eine Frau legt zum Gedenken Blumen vor der Polizeiinspektion in Kusel ab. Am Montag wurden in der Nähe bei Ulmet eine Polizistin und ein Polizist im Dienst getötet. (dpa)
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Die Ermittler konzentrieren sich nach den tödlichen Schüssen auf zwei junge Polizisten in Rheinland-Pfalz auch auf das bei den beiden Tatverdächtigen gefundene Waffenarsenal. Bei Durchsuchungen in mehreren Häusern, Wohnungen, Betriebsstätten und einer Jagdhütte im Saarland waren mehr als ein Dutzend Schusswaffen gefunden worden - darunter wohl auch die Tatwaffen. Angaben dazu, ob einer der beiden festgenommenen Männer im Nationalen Waffenregister als „Erlaubnisinhaber“ geführt wird, machten die Behörden zunächst nicht. Sie sprachen am Mittwoch von „sehr umfangreichen Ermittlungen“. Für Freitag kündigte die Polizei in Rheinland-Pfalz eine landesweite Schweigeminute für die getöteten Beamten an.
Einem der beiden Verdächtigen war nach Informationen des Deutschen Jagdverbandes 2020 wegen fehlender Zuverlässigkeit ein Jagdschein verweigert worden. Der 38-Jährige soll wohl als Wilderer aufgefallen sein. Grünen-Politiker Emmerich: „Ernsthaftes Problem im Vollzug“
„Die Ergebnisse aus den Zuverlässigkeitsüberprüfungen müssen am Ende aber auch konsequent von den Vollzugsbehörden durchgesetzt werden, nur so entfalten diese ihre volle Wirkung“, sagte der Grünen-Obmann im Innenausschuss des Bundestages, Marcel Emmerich, der Deutschen Presse-Agentur. „Es deckt erneut ein ernsthaftes Problem im Vollzug auf, wenn Personen ihre Waffen trotz fehlender Zuverlässigkeit immer noch zu Hause haben.“
Im konkreten Fall brauche es dringend Antworten dazu, wo und wann in den Behörden womöglich die nötigen Informationen nicht erfasst oder weitergegeben worden seien. Er forderte: „Die Kontrollmöglichkeiten der Länder müssen dringend evaluiert, effektiver gestaltet und der Informationsfluss zwischen den Behörden schnell verbessert werden.“
Für die weiteren Ermittlungen gründete die Polizei in der Pfalz die Sonderkommission „Veldenz“. Unter Leitung des Kriminaldirektors Frank Gautsche sollen die Sicherheitskräfte in Kaiserslautern die Aufklärung der Tat vorantreiben. Schweigeminute und Gedenkfeiern für Beamte
Am Freitag soll es laut Polizei in Rheinland-Pfalz um 10.00 Uhr eine landesweite Schweigeminute für die getöteten Beamten geben. Ebenfalls am Freitag ist in Kusel eine interne Trauerfeier mit den Angehörigen sowie mit Kolleginnen und Kollegen der Getöteten geplant. Ab 10.00 Uhr sollen auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD) unter den rund 200 Gästen in der Fritz-Wunderlich-Halle sein. Zu einem späteren Zeitpunkt soll es eine öffentliche Gedenkveranstaltung geben.
Die Gewerkschaft der Polizei in Rheinland-Pfalz denkt über eine eigene Gedenkfeier der Polizei nach. Noch sei die Planung nicht abgeschlossen, sagte die stellvertretende Vorsitzende Stefanie Loth. Das Gedenken könnte zum Beispiel an einer Stele bei der Hochschule der Polizei am Hahn stattfinden. An der Stele befinden sich 46 Täfelchen für Polizisten, die im Einsatz ums Leben kamen. Die beiden erschossenen Sicherheitskräfte werden ebenfalls einen Platz erhalten.
In der protestantischen Stadtkirche in Kusel findet am Donnerstag um 19.00 Uhr eine ökumenische Gedenkfeier für die Polizisten statt. Die Polizeistiftung Rheinland-Pfalz richtete unterdessen für die Familien der beiden Getöteten das Spendenkonto „Kusel - Zwei von uns“ ein.
Seit Dienstag sind zwei Tatverdächtige wegen Verdachts auf gemeinschaftlichen Mord und Wilderei in Untersuchungshaft. Die 32 und 38 Jahre alten Saarländer sollen am frühen Montagmorgen bei einer Verkehrskontrolle im Kreis Kusel - im Südwesten von Rheinland-Pfalz und an der Grenze zum Saarland - eine 24 Jahre alte Polizeianwärterin und einen 29 Jahren alten Oberkommissar erschossen haben. Die Ermittler vermuten, dass die Männer Jagdwilderei vertuschen wollten. Der Kofferraum ihres Kastenwagens war demnach voller toter Tiere.

dpa