Studie: Start-ups erleben Geldregen – Gorillas belegt Platz sieben (dpa)
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Start-ups in Deutschland haben im vergangenen Jahr Rekordgelder von Investoren eingeworben. Insgesamt flossen 19,6 Milliarden Dollar Risikokapital (plus 158 Prozent) im Jahr 2021 in junge Firmen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG zeigt.

Demnach schaffte insbesondere der Lieferdienst Gorillas des türkischstämmigen Unternehmers Kağan Sümer eine große Kapitalerhöhung. In weniger als einem Jahr verschaffte er dem Unternehmen eine Bewertung von über einer Milliarde Euro. Sein Startup etablierte sich zum am schnellsten wachsenden Unicorn Deutschlands. Unter den ersten zehn „Einhörner“ belegt Gorillas laut einer aktuellen Bewertung von Statista den siebten Platz.

Doppelt so hohe Risikokapital-Gelder wie im coronageprägten Vorjahr

Weltweit flossen der Studie zufolge insgesamt 671 Milliarden Dollar (rund 588 Milliarden Euro) Risikokapital in junge Firmen. Das sei fast doppelt so viel Geld wie im coronageprägten Vorjahr (plus 94 Prozent). Ein großer Teil der Investitionen ging der Studie zufolge an „Einhörner“, also Start-ups mit einer Marktbewertung von bereits mehr als einer Milliarde Dollar.

Viele Einhorn-Start-ups dürften zum möglicherweise letzten Mal hohe Summen aufgebracht haben, bevor sie ihren Ausstieg angingen, sagte KPMG-Experte Ashkan Kalantary. „Es entstehen aber in erheblichem Tempo auch immer wieder neue Einhörner.“ Starke Investitionen und das anhaltende Streben nach Digitalisierung dürften dazu beitragen, dass die Wagniskapital-Investitionen im ersten Quartal 2022 hoch bleiben.

Angesichts der weltweiten Niedrigzinsen viel Geld im Markt

Start-ups mit ihren meist technologiebasierten Geschäftsmodellen profitieren davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat. Ob Homeoffice, Online-Shopping, Streaming, Essenslieferungen oder Finanzgeschäfte - Corona verstärkt Trends. Zudem ist angesichts der weltweiten Niedrigzinsen viel Geld im Markt. Start-ups sind auf Investoren angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Spezialisierte Fonds und große Konzerne stecken Wagniskapital in junge Firmen in der Hoffnung, dass sich deren Ideen durchsetzen. Bei der Finanzierung und Börsengängen von Start-ups hat Deutschland aber trotz Fortschritten Nachholbedarf. Viele Start-ups zieht es in die USA mit ihrem starken Kapitalmarkt. Dort erreichten die Wagniskapital-Investments allein im Schlussquartal 2021 einen Rekord von rund 88,2 Milliarden Dollar, so KPMG. Jüngst hatte auch die Prüfungsgesellschaft EY einen Boom bei deutschen Start-ups festgestellt. Demnach gab es 2021 viel mehr Finanzierungsrunden und auch mehr große Geldspritzen für Gründer. Im Krisenjahr 2020 hatte die Corona-Pandemie noch die Branche gebremst.

TRT Deutsch und Agenturen