Vor dem Hintergrund der Anti-Rassismus-Proteste in Europa warnt ein Europäisches Netzwerk davor, Polizeigewalt gegen Schwarze und andere marginalisierte Menschen als ein US-amerikanisches Phänomen abzutun. „Racial Profiling und Polizeigewalt sind natürlich in ganz Europa ein Thema“, sagte Karen Taylor vom Europäischen Netzwerk gegen Rassismus in Brüssel. In Europa werde die Existenz von struktureller Diskriminierung und institutionellem Rassismus aber geleugnet. Auch von Seiten der Polizei gebe es große Widerstände, Racial Profiling als Problem anzuerkennen.
Mit Racial Profiling werden rassistische Polizeikontrollen bezeichnet, bei denen Menschen auf Grundlage von Stereotypen und äußerlichen Merkmalen überprüft werden. In vielen US-Städten kommt es seit Tagen zu Demonstrationen gegen Rassismus, Polizeigewalt und soziale Ungerechtigkeit. Auslöser ist der Tod des Afroamerikaners George Floyd nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota am 25. Mai. Auch in mehreren europäischen Städten gab es seitdem größere Kundgebungen.
Wer wie diskriminiert werde, variiere nach Kontext, sagte Taylor. „In Frankreich ergeht Polizeigewalt meist gegen Schwarze Menschen oder Menschen, denen wegen ihres Aussehens ein arabischer Hintergrund unterstellt wird.“ In Kroatien hingegen seien besonders Sinti und Roma betroffen, in Griechenland treffe es derzeit viele geflüchtete Menschen. Taylor legt Wert darauf, dass „Schwarz“ mit großem S geschrieben wird, „da es sich bei dem Wort nicht um ein Adjektiv, sondern um eine Selbstbezeichnung handelt“.
Mit Blick auf Deutschland kritisierte Taylor eine „große Unsichtbarkeit Schwarzer Menschen“. Straftaten gegen sie würden hierzulande in der polizeilichen Kriminalstatistik etwa aus historischen Gründen nicht gesondert erfasst und blieben so häufig im Verborgenen. Gerade weiße Menschen sollten anfangen, sich mit Rassismus und seinen Hintergründen auseinanderzusetzen und den Stimmen von schwarzen und anderen marginalisierten Menschen Gehör schenken, sagte Taylor.
dpa
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