Archivbild. Migranten sitzen nach ihrer Ankunft auf der griechischen Insel Lesbos am Strand. (dpa)
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Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl fordert mit Blick auf die Lage der Flüchtlinge auf griechischen Inseln ein entschiedeneres Handeln von Bundesregierung und EU. „Natürlich können und sollten auch andere Staaten mehr Flüchtlinge aufnehmen. Aber: Das Reden von einer europäischen Lösung ist eine Vertröstung auf den Sankt Nimmerleinstag. Währenddessen gehen die Menschen in den Aufnahmelagern psychisch wie physisch buchstäblich vor die Hunde“, sagte der Geschäftsführer von Pro Asyl, Günter Burkhardt, der „Heilbronner Stimme“ am Mittwoch.

In Deutschland wären etliche Länder und Kommunen bereit, deutlich mehr Menschen als bislang aufzunehmen. Das allerdings verhindert Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Er besteht darauf, dass andere europäische Länder sich an der Aufnahme von Migranten aus Griechenland beteiligen. Je weiter sich Deutschland vorwagt, desto geringer sei die Bereitschaft zur Aufnahme anderswo, so die Befürchtung. Burkhardt sagte: „Die Bundesregierung missbraucht die Flüchtlinge als Faustpfand für die Verhandlungen über ein europäisches Asylsystem.“

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), sprach von beunruhigenden Nachrichten aus Griechenland. „Es muss auch mit Blick auf den drohenden Wintereinbruch alles daran gesetzt werden, um den Menschen vor Ort zu helfen“, erklärte sie. „Dass die Bundesregierung Kinder und damit die Schwächsten aufnimmt ist richtig.“ Die Bundesregierung werde auch weiterhin die Herkunftsländer unterstützen. „Wichtig ist jetzt, dass die griechischen Behörden mit Unterstützung der EU schnell menschenwürdige und sichere Unterkünfte schaffen.“

Insgesamt hat Deutschland seit März 1518 Migranten aus Griechenland aufgenommen. Vor wenigen Tagen forderten mehr als 240 Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen außer der AfD in einem „Weihnachtsappell“ neben einer „europäischen Lösung“ auch eine verstärkte Aufnahme von Migranten aus Griechenland in Deutschland.

dpa