Mit Kranzniederlegungen und Kundgebungen ist in Berlin an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa vor 77 Jahren erinnert worden. Der russische Botschafter Sergej J. Netschajew legte am Montag an den sowjetischen Ehrenmälern im Treptower Park und in der Nähe des Brandenburger Tores Kränze nieder. Hunderte Menschen beteiligten sich an den verschiedenen Gedenkveranstaltungen, die Einsatzleitung sprach am Nachmittag von einem bis dahin ruhigen Verlauf. Rund 1800 Polizistinnen und Polizisten waren nach Behördenangaben im Stadtgebiet unterwegs.
Am 9. Mai feiert Russland traditionell den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland. In Deutschland ist der 8. Mai der Gedenktag, auf diesen Tag hatten sich auch die Gedenkveranstaltungen der Ukrainer in der Hauptstadt konzentriert. Botschafter Andrij Melnyk und ukrainische Veteranen hatten die Gedenkstätte am Brandenburger Tor bereits am Sonntag besucht.
Am Montag nahmen nach Polizeiangaben rund 200 Menschen an der offiziellen Gedenkveranstaltung im Treptower Park teil, rund 500 Menschen versammelten am Brandenburger Tor. Viele von ihnen trugen rote Blumen und erinnerten mit Schwarz-Weiß-Fotos an gefallene Soldaten.
Russische und ukrainische Fahnen verboten
Bei der Veranstaltung im Treptower Park waren russische Fahnen zu sehen. Gäste der Delegation durften diese tragen, wie die Polizei betonte. An 15 Gedenkstätten hatte die Polizei zuvor russische und ukrainische Fahnen, Uniformen sowie Marsch- und Militärlieder verboten, das Verbot galt aber nicht für Diplomaten und Veteranen des Weltkriegs. Am Sonntag hatte die Polizei bei Gedenkveranstaltungen in Berlin mehrfach eingegriffen, unter anderem beim Entrollen einer etwa 25 Meter langen Ukraine-Fahne.
Die Ukraine kritisierte das Verbot. Berlin habe damit „einen Fehler gemacht“, teilte Außenminister Dmytro Kuleba mit. Es wäre falsch, ukrainische Fahnen ebenso zu behandeln wie russische Symbole.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik verteidigte die Entscheidung. Sie sei notwendig gewesen, um ein würdiges Gedenken zu gewährleisten und Auseinandersetzungen zu vermeiden. Im Vorfeld hatten die Sicherheitsbehörden angesichts der russischen Invasion in der Ukraine von einer „sehr sensiblen Gefährdungslage“ gesprochen.
Polizei griff bei Streit ein
Parallel zu den Gedenkveranstaltungen wollten im Lauf des Montags auch Demonstranten gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine protestieren. Mehrere Dutzend Menschen waren am Tiergarten unterwegs, vereinzelt habe die Polizei „zurückhaltend eingegriffen“, wenn sich Menschen gestritten hätten, sagte der Einsatzleiter.
Angekündigt war auch eine größere pro-russische Demonstration am Sowjetischen Ehrenmal am Brandenburger Tor. Daran wollten laut Polizei auch rund 150 Mitglieder der Rockergruppe „Nachtwölfe“ teilnehmen - die Gruppe gilt als Unterstützervereinigung des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Mitglieder waren nach Angaben der Polizei am frühen Nachmittag noch auf der Anreise außerhalb von Berlin. Die Polizei kündigte an, die Motorradfahrer an der Stadtgrenze zu kontrollieren.
DPA
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