Archivbild. 30. November 2016, Frankfurt/Main: Ein Lufthansa-Pilot trägt bei einer Kundgebung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit einen Button mit der Aufschrift „Streik“ auf seiner Uniform. Nachdem das Bodenpersonal die Lufthansa einen ganzen Tag lahmgelegt hat, rüsten sich nun die Piloten für einen Arbeitskampf. (dpa)
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Kundinnen und Kunden der Lufthansa bleiben erneut am Boden: Die Airline muss wegen eines Streiks ihrer Piloten am Freitag fast alle Flüge streichen. Betroffen sind 130.000 Passagiere. Lufthansa fehle „jedes Verständnis“ für den Streikaufruf der Pilotengewerkschaft VC, erklärte der Konzern. Erst Ende Juli hatte die Lufthansa wegen eines Streiks des Bodenpersonals mehr als 1000 Flüge annullieren müssen. Die Vereinigung Cockpit teilte in der Nacht zum Donnerstag mit, die Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber seien erneut gescheitert. Die Pilotinnen und Piloten der Deutschen Lufthansa AG - also des deutschen Passagiergeschäfts - und der Frachttochter Cargo sind demnach zwischen 00.01 und 23.59 Uhr am Freitag zum Streik aufgerufen. Lufthansa kritisiert Streik wegen „massiven Auswirkungen“ Die Lufthansa kritisierte die „massiven Auswirkungen“, weil der Streik „in der Hauptrückreisezeit zum Ende der Schulferien in mehreren Bundesländern“ stattfindet. Sie müsse am Freitag an den Drehkreuzen Frankfurt und München 800 Flüge streichen - vereinzelt auch schon welche am Donnerstag. Auswirkungen des Streiks könnten auch Samstag und Sonntag noch zu einzelnen Flugausfällen oder Verspätungen führen. Die Mitglieder der Gewerkschaft hatten sich bereits Ende Juli in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit für einen möglichen Arbeitskampf ausgesprochen. Die Lufthansa legte daraufhin ein neues Angebot vor, in viertägigen Verhandlungen konnte aber keine Einigung erreicht werden. Auch ein weiterer Verhandlungstermin am Donnerstag blieb ohne Ergebnis. Vereinigung Cockpit fordert deutliche Nachbesserung VC forderte ein „deutlich verbessertes Angebot“. Neben dem Ausgleich des Reallohnverlustes „brauchen wir jetzt vor allem eine zukunftsfähige Lösung für die Vergütungsstruktur in allen Berufsgruppen“, sagte ein Sprecher. Der Lufthansa zufolge fordert die VC 5,5 Prozent mehr Lohn bis Jahresende und ab Januar 2023 einen weiteren Ausgleich oberhalb der Inflation. Dies bedeute bei einer vorgeschlagenen Laufzeit von zwei Jahren eine Lohnerhöhung um gut 16 Prozent. Zusätzlich verlange die VC eine neue Gehaltstabelle mit höheren Grundvergütungen und mehr Geld für Krankheitstage, Urlaub oder Schulungen. Dies erhöhe die Personalkosten weiter. In Summe wären es rund 900 Millionen Euro - mehr als 40 Prozent der derzeit anfallenden Cockpitpersonalkosten von 3,3 Milliarden Euro. Lufthansa bewertet eigenes Angebot als „sehr gut und sozial ausgewogen“ Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann sagte, die Airline habe ein „sehr gutes und sozial ausgewogenes Angebot“ gemacht. Die Pilotinnen und Piloten würden in zwei Stufen insgesamt 900 Euro mehr Grundvergütung im Monat bekommen, bei einer Laufzeit von 18 Monaten. Berufseinsteiger würden so mehr als 18 Prozent zusätzliche Grundvergütung über die Laufzeit erhalten. Alternativ habe das Unternehmen auch angeboten, das Volumen ganz oder teilweise anderweitig zu verteilen, etwa für strukturelle Änderungen. Er rief erneut zu Lösungen am Verhandlungstisch auf. Ende Juli hatte nach einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi das Bodenpersonal der Lufthansa mitten in der Sommerreisezeit für mehr als 24 Stunden gestreikt. Damals waren mehr als 130.000 Passagiere von Flugstreichungen betroffen. In der Woche darauf einigten sich Verdi und Lufthansa auf deutliche Lohnerhöhungen für die rund 20.000 am Boden Beschäftigten.

AFP