14.08.2020, Bayern, Kiefersfelden: Ein Mitarbeiter der Firma Eurofins hält an einem Corona-Testzentrum an der Autobahn 93 (A93) an der Rastanlage Inntal-Ost einen Scanner in den Händen und scannt damit das Smartphone mit den Daten einer Person in einem Auto, die sich zuvor per Handy und QR-Code für den Test angemeldet hatte. (dpa)
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Im Zuge der Probleme an bayerischen Corona-Teststationen sind immer noch nicht alle positiv Getesteten gefunden: Von 46 fehlte auch am Sonntag noch jede Spur. Bei 903 der insgesamt 949 nachgewiesenen Infektionen wurden die Betroffenen bis dahin ermittelt und - mit teils wochenlanger Verzögerung - informiert. Bei 46 sei dies bisher nicht gelungen, teilte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Sonntag mit.
Zuvor kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der Bekanntgabe der Zahl der positiv Getesteten, die ihr Ergebnis noch nicht erfahren haben. Ursprünglich hatte die Staatsregierung erklärt, bis Donnerstagmittag soll jeder der positiv Getesteten sein Ergebnis kennen. Diese Deadline verstrich, mehrere weitere am Freitag und Samstag ebenfalls. „Ziel war, keine Unsauberkeit reinzubekommen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag. Die Komplexität der Materie habe immer wieder zu neuen Fragestellungen geführt, das habe immer wieder neue Rücksprachen erfordert und Zeit gekostet.
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass die Ergebnisse von 44.000 Tests, die meist an den mobilen Testzentren an Autobahnraststätten von Urlaubsrückkehrern genommen worden waren, noch nicht bei den Betroffenen gelandet waren. Die Nachricht hatte ein politisches Erdbeben ausgelöst, weil die Infizierten Tausende weitere Menschen anstecken könnten, ohne es zu wissen. Die Regierung hatte die Probleme auf fehlende Software und eine unerwartet große Zahl von Freiwilligen zurückgeführt, die sich den Tests unterzogen hatten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte einen für Donnerstag und Freitag geplanten Besuch an der Nordsee abgesagt.
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen in Deutschland bleibt unterdessen weiterhin hoch. Zwar meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am frühen Sonntagmorgen deutlich weniger neue Ansteckungen als an den beiden Tagen zuvor. Das war allerdings zu erwarten, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten übermitteln. Die Gesundheitsämter in Deutschland hatten dem RKI jüngst 625 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden übermittelt. Am Freitag und Samstag hatte das RKI jeweils noch mehr als 1400 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet.
Das RKI weist außerdem darauf hin, dass nur noch weniger als 30 Kreise binnen sieben Tagen keine Fälle übermittelt haben - einen Monat zuvor waren es noch mehr als 100 der rund 400 Kreise und kreisfreien Städte gewesen. „Dieser Trend ist sehr beunruhigend.“
Außenminister Heiko Maas warnte davor, die Lage zu unterschätzen. Es müsse in Deutschland alles getan werden, damit es keine zweite Corona-Welle gebe, sagte der SPD-Politiker der „Passauer Neuen Presse“ am Samstag. Die Panne in Bayern bei Corona-Tests Reisender habe zu weiteren Infektionen geführt, warnte Maas, der auch auf Äußerungen von Ministerpräsident Söder einging. „Mehr Sorgen als um das Image von Herrn Söder mache ich mir um alle, die nicht wussten, dass sie infiziert waren. So konnten sich durch die Testpannen in Bayern weitere Menschen mit Corona infizieren“, sagte Maas.
Ärztekammer für bundesweite Testzentren
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sprach sich unterdessen für deutschlandweite Testzentren aus. „Um eine Überforderung der niedergelassenen Ärzte zu vermeiden, sollten die Tests besser und einheitlicher organisiert werden“, sagte Reinhardt der „Rheinischen Post“ am Samstag. Auch mit Blick auf die im Herbst zu erwartenden saisonale Infekte müssten die Corona-Tests von der Regelversorgung getrennt werden.
Bayern plant bereits in Kürze flächendeckend Corona-Testzentren. In jedem Landkreis und in jeder kreisfreien Stadt sollen solche Zentren eingerichtet werden, wie das bayerische Kabinett vergangene Woche beschlossen hatte. Testzentren gibt es in ganz Deutschland unter anderem bereits an Flughäfen und Bahnhöfen.
Wie in Bayern kommt es auch in Rheinland-Pfalz zu Verzögerungen bei der Übermittlung von Ergebnissen der Corona-Tests - etwa in Trier. Es sei schwer zu schaffen, alle negativen Befunde zeitnah herauszugeben, sagte der Leiter des Gesundheitsamtes für Trier und Trier-Saarburg, Harald Michels, der Deutschen Presse-Agentur. Das liege auch daran, dass alles mit Papier gemacht werde. Alle positiven Fälle seien aber sofort informiert worden – „da sind wir ganz nah an den Leuten“, sagte Michels. „Das ist hier nicht so wie in Bayern. Wir schaffen es nur nicht, die negativen Befunde zeitnah rauszugeben.“

dpa