NSU-Komplex: Vor 19 Jahren Mord an Habil Kılıç (dpa)
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Vor 19 Jahren wurde Habil Kılıç in unmittelbarer Nähe einer Polizeistation in München mit zwei Kopfschüssen durch Rechtsextremisten getötet. Er ist das vierte von insgesamt zehn Mordopfern des rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). In Bayern ermordeten die NSU-Terroristen gleich drei Migranten – einen in Nürnberg und zwei in München.

Der Mord an Habil Kılıç geschah am 29. August 2001 in seinem Gemüseladen in der Münchner Bad Schachener-Straße. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt betraten den Gemüseladen, holten aus einer Plastiktüte eine Pistole und schossen den 38-jährigen Familienvater zwei Kugeln in den Kopf. Eine Kundin fand den Mann zwar wenig später, doch jede Hilfe kam zu spät.

NSU-Komplex: Vor 19 Jahren Mord an Habil Kılıç (DPA)

An Habil Kılıç und den NSU-Mord erinnert heute eine kleine Tafel neben dem Laden. Die Angehörigen hat nicht nur den Familienvater und Ehemann verloren, ihre finanzielle Existenz ist zusammengebrochen. Ganz zu schweigen von dem Trauma, das sie bis heute nicht überwunden haben. Jahrelang standen die Opferfamilien unter dem Verdacht, in kriminellen Kreisen zu verkehren. Diese fatale Fehleinschätzung verleitete die Polizei zu fehlerhaften Ermittlungen. Dabei vermuteten die betroffenen Familien schon sehr früh ein rechtsextremes Motiv hinter der Mordserie an Menschen mit Migrationshintergrund. Erst 2011 ermittelte auch die Polizei im rechtsextremen Milieu. Der NSU verübte seine Taten nach bisherigen Erkenntnissen von 2000 bis 2006. Zehn Morde wurden bis heute aufgedeckt. Die Hintergründe und Verbindungen sind immer noch nicht vollständig aufgeklärt. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt ermordeten in der Zeit von 2000 bis 2006 neun Kleinunternehmer türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin. Auf das Konto der Terrorgruppe gehen außer den rassistisch motivierten Morden 43 Mordversuche, mehrere Sprengstoffanschläge und fünfzehn Raubüberfälle. Die Mordserie ging als sogenannte NSU-Mordserie oder Ceska-Mordserie in die deutsche Geschichte ein. Verantwortlich für die rechtsterroristischen Attentate sind die drei Haupttäter Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. Nach dem letzten Banküberfall begannen die beiden Männer mutmaßlich Suizid. Beate Zschäpe hingegen musste sich in einem Mammutprozess verantworten. Noch heute ist der NSU-Komplex nicht ganz aufgeklärt.

TRT Deutsch