23.11.2020, Nordrhein-Westfalen, Meckenheim: Ein Polizist betrachtet ein Loch in einer Fensterscheibe eines Wohnhauses. (dpa)
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Schüsse durchschneiden die Luft, Spezialkräfte der Polizei rücken an: Nach einem Schusswechsel zwischen einem Mann mit dem SEK im nordrhein-westfälischen Meckenheim gibt es erste Hinweise auf das Motiv des Schützen. Der 44-Jährige hatte am Sonntagabend auf der Straße immer wieder seine Waffe gezogen und war schließlich nach dem Zugriff der Polizei gestorben. Nach bisherigen Erkenntnissen könnte sein Motiv im privaten Bereich gelegen haben, erklärte die Staatsanwaltschaft am Montag. Die Ermittlungen dazu liefen aber noch. Eine irgendwie politisch oder religiös geartete Motivation soll er nicht gehabt haben.
Die Polizei war am Sonntag gegen 21 Uhr alarmiert worden. Zeugen meldeten einen Randalierer, aber schnell gab es auch Berichte über Schüsse. Ein Mann sei unterwegs und feuere um sich. Es kam zur Konfrontation mit der Polizei: Der Schütze verletzte einen Beamten dabei mit einer Kugel an der Hand, er musste in ein Krankenhaus. Danach soll der Schütze auf ein Grundstück geflohen sein, wo ihn die Einsatzkräfte stellten und zum Aufgeben überreden wollten - vergeblich. Beim Zugriff von Spezialkräften kam es schließlich zu einem finalen Schusswechsel. Der 44-Jährige stirbt. Weitere Opfer gibt es wie durch ein Wunder nicht.
Wie sich bei der Obduktion herausstellt, hatte sich der Mann im Laufe des Geschehens wohl selbst getötet. Todesursache war nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft ein aufgesetzter Schuss am Kopf, den er sich mutmaßlich selbst zugefügt hatte. Die Leiche habe noch zwei weitere Schusswunden aufgewiesen. Mindestens eine davon sei einer Polizeikugel zuzuordnen. Beide seien aber nicht als todesursächlich eingestuft worden.
Bei einer Durchsuchung in der Wohnung des Meckenheimers wird ein ganzes Waffenarsenal gefunden: Messer, Macheten, eine Axt, eine große Menge Munition sowie mehrere Lang- und Kurzwaffen. Der 44-Jährige sei Sportschütze und habe eine Waffenbesitzkarte besessen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Aber nur ein Teil der Waffensammlung sei auch auf der Karte verzeichnet gewesen. Bei der Tat trug er zwei Kurzwaffen und Munition bei sich.
Was den Mann genau antrieb, war zunächst unklar. Es gab Anhaltspunkte, dass er unter Alkoholeinfluss gestanden haben könnte. Der Mann hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft die deutsche Staatsangehörigkeit.
In Meckenheim selbst waren Beamte am Montag noch dabei, mögliche Einschusslöcher zu finden und zu untersuchen. Eines etwa an einer Arztpraxis. Zu sehen war auch ein großes, gesplittertes Loch im Fenster eines Wohnhauses. In der Nacht waren auch Seelsorger vor Ort.
Die Polizei sprach von rund zehn Tatorte in der Wohngegend. Gemeint waren Orte, an denen eine Kugel oder mehrere Geschosse einschlugen - an einem Streifenwagen, an parkenden Autos, an Hausfassaden.

dpa