ARCHIV - 29.04.2021, Mecklenburg-Vorpommern, Lubmin: Molchstation, Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasanlandestation von Nord Stream 2. Der erste Strang der Ostseepipeline Nord Stream 2 ist nach Angaben der Betreiber betriebsbereit. (dpa)
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Die Betreiber der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 wollen wohl nicht ohne die ausstehende Zertifizierung durch deutsche Behörden mit dem Gastransport starten. „Nord Stream 2 trifft alle notwendigen Vorkehrungen, um die Einhaltung geltender Regeln und Vorschriften zu gewährleisten“, teilte die Nord Stream 2 AG am Mittwoch auf Anfrage mit. „Dazu gehört auch das deutsche Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das die EU-Gasrichtlinie in deutsches Recht umsetzt.“ Bei der Bundesnetzagentur läuft gemäß der EU-Gasrichtlinie nach wie vor ein Zertifizierungsverfahren zur Anerkennung der Nord Stream 2 AG als unabhängiger Transportnetzbetreiber. Sollte Nord Stream 2 den Gastransport vor Abschluss dieses Verfahrens aufnehmen, könnte die Bonner Behörde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten und Bußgelder verhängen. Die Behörden hatte bereits Anfang Oktober mitgeteilt, es sei „nicht auszuschließen, dass in Kürze eine Inbetriebnahme eines Stranges der Verbindungsleitung erfolgen wird“ und Zweifel an der der Einhaltung aller Vorschriften im laufenden Betrieb angedeutet. Die Nord Stream 2 AG geht in Deutschland und auf EU-Ebene gegen Teile der EU-Gasrichtlinie beziehungsweise deren Geltung für die Pipeline vor. Grünen-Chefin Annalena Baerbock hatte im Gespräch mit der Funke Mediengruppe dafür plädiert, Nord Stream 2 vorerst keine Betriebserlaubnis zu erteilen. Nach europäischem Energierecht müsse der Betreiber „ein anderer sein als derjenige, der das Gas durchleitet“. „Solange das ein und derselbe Konzern ist, darf die Betriebserlaubnis nicht erteilt werden.“ Hinter der Nord Stream 2 AG steht der russische Gasmonopolist Gazprom. Gazprom hatte im September die Fertigstellung der Leitung bekanntgegeben. Die Pipeline wurde je zur Hälfte von Gazprom und den fünf Unternehmen OMV, Wintershall Dea, Engie, Uniper und Shell finanziert. Durch die 1230 Kilometer lange Pipeline von Russland nach Deutschland sollen jährlich 55 Milliarden Kubikmeter Gas geliefert werden. Die Gaspreise auf dem Weltmarkt waren zuletzt deutlich in die Höhe geschossen. Da viele EU-Länder nicht zeitgerecht für eine Auffüllung der Lager gesorgt hatten, drohen mit Blick auf den bevorstehenden Winter Engpässe.

dpa