27.07.2021, Nordrhein-Westfalen, Leverkusen: Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr stehen unweit einer Zufahrt zum Chempark, über dem eine dunkle Rauchwolke aufsteigt. (dpa)
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Drei Tage nach der gewaltigen Explosion in einer Leverkusener Müllverbrennungsanlage rückt das Ergebnis einer Analyse der dabei freigesetzten Stoffe immer näher. Das mit der Untersuchung betraute nordrhein-westfälische Landesumweltamt (LANUV) hat einen entsprechenden Bericht für „voraussichtlich Ende der Woche“ in Aussicht gestellt.

Höhe der Schadstoffbelastung noch unklar
Nach der Detonation hatten am Dienstag im Leverkusener Chempark - einem Gelände mit Chemie-Unternehmen - Tanks gebrannt, in denen nach Angaben der Betreiberfirma Currenta „organische Lösungsmittel“ lagerten. „Das ist eine Klasse an Lösungsmitteln, die in der Chemie einfach als Reststoffe dann anfällt“, hatte Chempark-Leiter Lars Friedrich erklärt.
Nach dem Brand waren in Leverkusen viele kleine Rußpartikel niedergegangen. Die Stadt riet ihren Bürgern unter anderem, kein Obst oder Gemüse aus dem Garten zu essen, wenn sich entsprechender Staub darauf angesammelt habe.
In einer ersten Einschätzung war das LANUV davon ausgegangen, dass es sich um „Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen“ gehandelt haben könnte, die über die Rauchwolke in umliegende Wohngebiete getragen wurden. Grundsätzlich sei es so, dass Dioxine bei jedem Brandereignis in mehr oder weniger hohen Konzentrationen entstünden. Wie hoch die vorhandenen Rückstände mit diesen Substanzen belastet sind, werde sich erst nach der aufwendigen Auswertung zeigen. Schwere gesundheitliche Folgen bei falschem Verhalten nicht auszuschließen - Panik aber nicht angebracht
„Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen werden durchaus in Zusammenhang gebracht mit Missbildungen bei Neugeborenen von Tieren, weniger beim Menschen, als Umweltöstrogene oder auch Krebs erregende Substanzen beim Menschen“, hatte der Experte Daniel Dietrich von der Uni Konstanz der Deutschen Presse-Agentur erklärt. „Aber – und das ist das große Aber – nur in hohen Konzentrationen.“ Nach seiner Einschätzung bestehe keine akute Gefahr für die Bevölkerung, wenn sie sich an die Handlungsempfehlungen des Landesumweltamtes und der anderen involvierten Behörden halte.
Nach der Explosion wurden bislang vier Menschen tot aufgefunden. Ein Schwerverletzter starb zudem im Krankenhaus. Die Ermittler gehen noch von zwei Vermissten aus. Die Hoffnung, sie noch lebend zu finden, ist allerdings verschwindend gering. Rund um den Explosionsort liegt ein Trümmerfeld.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und fahrlässiges Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion gegen unbekannt. Sie will herausfinden, ob menschliche Fehler zu der Katastrophe führten.

dpa