Beamte der Kriminaltechnik arbeiten in der Trierer Fußgängerzone. An mehreren Stellen in der Fußgängerzone haben Menschen zum Gedenken an die Opfer der Amokfahrt Kerzen aufgestellt. (dpa)
Folgen

Nach der tödlichen Amokfahrt mit einem Auto in der Fußgängerzone in der Trierer Innenstadt ist gegen den Tatverdächtigen Haftbefehl wegen Mordes in fünf Fällen ergangen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Trier am Mittwoch mit. Zudem werde er wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in 18 weiteren Fällen beschuldigt. Nach der Entscheidung des Ermittlungsrichters des Amtsgerichts Trier kommt der 51-jährige Deutsche somit in Untersuchungshaft. Wegen Hinweisen auf eine mögliche psychische Erkrankung war auch die Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung infrage gekommen.

Der Mann aus dem Kreis Trier-Saarburg werde nach Auffassung der Staatsanwaltschaft „dringend verdächtigt“, am Dienstagnachmittag mit einem PS-starken Sportgeländewagen mit hoher Geschwindigkeit „wahllos und gezielt“ Passanten an- und überfahren zu haben. Es sei seine Absicht gewesen, „so viele Menschen wie möglich zu töten oder zumindest zu verletzen“, hieß es in einer Mitteilung. Der Mann war nur vier Minuten nach der Alarmierung der Polizei gestoppt und festgenommen worden. Fünf Menschen starben, darunter ein neun Wochen altes Baby und sein Vater. 14 Menschen wurden verletzt.

Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass der Amokfahrer ohne organisierten Hintergrund handelte. Es gebe auch weiter keine Hinweise auf ein politisches Motiv. Der Mann hat der Polizei zufolge ausgesagt. Zu Inhalten könne man zunächst keine Angaben machen. Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat als mehrfachen Mord, Mordversuch und gefährliche Körperverletzung ein. Es gebe keinen weiteren Tatort oder Hinweise auf Mittäter oder Komplizen des Festgenommenen.

Unterdessen hat die Polizei in Trier die Absperrung von großen Bereichen der Innenstadt aufgehoben. „Die Stadt ist wieder frei“, sagte ein Polizeisprecher. Es werde zwar noch weitere Ermittlungen in geben, dafür seien aber keine Absperrungen mehr erforderlich.

Amokfahrten nur schwer zu verhindern

Eine Amokfahrt wie in der Trierer Innenstadt lässt sich nach Einschätzung des rheinland-pfälzischen Innenministers Roger Lewentz nur schwer verhindern. „Wenn das Auto zur Mordwaffe wird, dann ist es schwierig zu sagen als Staat, das können wir zu 100 Prozent unterbinden. Nein, das können wir nicht“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in einem Interview im Deutschlandfunk. „Wie wollen Sie etwas verhindern, wenn ein Mensch sich entscheidet, sich ins Auto zu setzen und gezielt Menschen anzugreifen.“

Minister Lewentz sagte, es wäre schwierig, eine Großstadt so abzusperren, dass man mit einem Fahrzeug nirgendwo Menschen angreifen könnte. „Eine Fußgängerzone ist allein deswegen befahrbar, weil natürlich dort viele Geschäfte sind, die permanent Lieferverkehr bekommen.“ Diese Bereiche müssten auch für Rettungsfahrzeuge offen sein.

Der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) hatte am Dienstag gesagt, dass bei einem Weihnachtsmarkt Poller aufgestellt worden wären – der Markt finde aber coronabedingt nicht statt. „Wer rechnet mit so einer Tat, wer kann eine Innenstadt in dieser Dimension komplett absichern?“ Möglicherweise hätte sich der Täter dann ein anderes Ziel gesucht. „Es gibt keine absolute Sicherheit“, meinte er.

Agenturen