Bayern, Waldkraiburg: Ein Brandermittler der Polizei arbeitet drei Tage nach dem Brand eines türkischen Geschäfts in der Ruine. (dpa)
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Der nach den Anschlägen auf Geschäfte türkischstämmiger Inhaber im bayerischen Waldkraiburg festgenommene 25-Jährige sympathisiert mit der Terrormiliz Daesh. Der Mann habe als Tatmotiv seinen „Hass auf Türken“ und eine antitürkische Gesinnung angegeben, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Georg Freutsmiedl am Sonntag.

Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um ein türkenfeindliches Daesh-Mitglied, dessen Geburtsort unbekannt blieb. Laut der „Bild“-Zeitung ist der Täter kurdischer Herkunft. Die Polizei untersucht auch, ob der Angreifer, der sich selbst als Daesh-Sympathisant ausgibt, eine Verbindung zur terroristischen PKK/YPG hat.

Der Mann war am Freitagabend am Bahnhof in Mühldorf am Inn festgenommen worden. Inzwischen sei Haftbefehl erlassen worden, sagte ein Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München am Samstagabend.

Nach Angaben der Polizei hatte der Mann keine Fahrkarte und trug „Explosivstoffe“ im Gepäck. Der Bahnhof von Mühldorf sei daraufhin weiträumig abgeriegelt worden, hieß es weiter. Die Polizei kündigte für Sonntagvormittag in Rosenheim eine Pressekonferenz an.

„Bei der Kontrolle seines Gepäcks wurden Materialien gefunden, mit denen man Sprengstoff herstellen kann“, sagte ein Polizeisprecher. Weitere Angaben zur Identität des Mannes machte die Polizei zunächst nicht. „Derzeit laufen die Ermittlungen in alle Richtungen.“

Nach der Festnahme des Mannes durchsuchten Ermittler des Landeskriminalamtes zwei Wohnhäuser in Waldkraiburg und Garching an der Alz. „Es gab Hinweise auf gefährliche Gegenstände.“ Vorsorglich mussten einige Anwohner ihre Häuser zeitweise verlassen.

Seit April verübten einer oder mehrere Unbekannte in Waldkraiburg (Landkreis Mühldorf am Inn) vier Anschläge auf Geschäfte türkischstämmiger Inhaber. Steine flogen in die Fensterscheiben einer Imbissbude, eines Restaurants und eines Friseursalons. Der Laden eines türkischen Gemüsehändlers ging in Flammen auf. Bei dieser schlimmsten Attacke in der Nacht zum 27. April wurden sechs Menschen verletzt.

Nach Informationen aus Ermittlerkreisen wird deshalb unter anderem wegen Sachbeschädigung, Brandstiftung und versuchten Mordes ermittelt. Die Polizei hatte einen extremistischen Hintergrund der Taten nicht ausgeschlossen.

dpa