Symbolbild: Krankenpfleger (dpa)
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„Wir stehen kurz vor einem medizinischen Notstand“ – mit diesen Worten appelliert ein Krankenpfleger in einem offenen Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn. In seinem „Hilferuf-Brief“ klagt Krankenpfleger Carl Hesse über die Zustände im deutschen Gesundheitssystem. Pflegekräfte würden demnach am Limit arbeiten und das nicht erst seit dem Ausbruch des Coronavirus.

Voller Frust schildert Hesse seinen Arbeitsalltag in der Corona-Krise: „Ich erlebe in allen Einsatzbereichen, in denen ich tätig bin, dass die Leute völlig am Limit sind.“ Seinen Brief veröffentlichte eine Freundin am Montag auf Twitter mit dem Appell, es weiterzuteilen.

Der Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche ist laut dem Krankenpfleger weiterhin ein großes Problem. Das hätten die Politiker zu verantworten, denn das Gesundheitswesen sei vom politischen System privatisiert worden. Über die Jahre habe sich die Lage im Gesundheitswesen zugespitzt – mit Konsequenzen in der Arbeit mit Patienten, so Carl Hesse. Obwohl das Krankenhauspersonal wenig verdiene und unter Burn-Out-Symptomen leide, würde es weiterarbeiten. Es bräuchte nämlich das Geld und hätte keine Alternative. Selbst der eigene Schutz werde dabei reduziert. Hesse stellt fest, dass in der Corona-Krise an der kritischen Situation nicht viel geändert werden kann, schlägt aber auch Jens Spahn vor, am 1. August ein Gespräch miteinander zu führen. Der 31-Jährige fordert politische Akteure dazu auf, mehr für das Gesundheitswesen zu tun: Sie sollen mitteilen, welche Bezahlung für das Pflegepersonal angemessen sei und was sie am System ändern wollten. Bei dem erbetenen Treffen im August würde der Pfleger sich mit Spahn darüber unterhalten wollen, „was Medizin kann, soll und darf.“ Der Krankenpfleger betont, das Gesundheitswesen insgesamt stehe momentan im Fokus der Öffentlichkeit, daher sei es der richtige Zeitpunkt, über Probleme und mögliche Veränderungen zu reden.

TRT Deutsch