8. Juli 2020, Kassel: Mit einem Auto- und Fahrradkorso haben Menschen gegen den rassistischen Angriff auf den Minicar-Fahrer Bekir Efe demonstriert. (Initiative 6. April)
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In Kassel haben hunderte Menschen am Mittwochnachmittag mit einem Auto- und Fahrradkorso ihre Solidarität mit dem Minicar-Fahrer Bekir Efe bekundet.

Der 47-jährige Mann war in der Nacht zum 21. Juni von einem rassistischen Fahrgast in den Hals gestochen worden, nachdem ihn dieser als „Scheiß Ausländer“ beschimpft hatte. Darüber berichtet die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ (HNA) am Donnerstag. Der Täter sei anschließend geflüchtet und bislang nicht gefasst worden.

Ausgangspunkt der Demonstration war demnach der Halitplatz, benannt nach dem NSU-Mordopfer Halit Yozgat. An dem Korso nahmen laut „HNA“ 100 Radfahrer, ein Rollstuhlfahrer und über 60 Autos teil, darunter zahlreiche Minicars.

Mit dabei war auch der Minicar-Unternehmer Hasan Çakır, der Chef von Efe. Er kritisiert den Umgang der Sicherheitskräfte mit der Tat. Die Polizei habe nicht von Beginn an mitgeteilt, dass sein Mitarbeiter Opfer eines „rassistischen Anschlags“ wurde. „Das war ein Fehler“, zitiert ihn die HNA.

Mehrere Organisationen und Vereine hätten deshalb in einem Offenen Brief Kritik an der Polizei geübt. Die Polizei habe bislang drei Pressemitteilungen herausgegeben, aber erst in der dritten Mitteilung, zehn Tage nach dem „rassistischen Mordversuch“ an Efe, sei die Rede von einem „möglicherweise fremdenfeindlichen Tatmotiv” gewesen.

Die Wunde von Efe soll inzwischen gut abgeheilt sein - er leide aber noch unter Angstzuständen und sei arbeitsunfähig, wie Songül Çakır, die Frau von Hasan Çakır, erzählt. Nun sei eine Spendenaktion geplant. Etwa 70 Prozent der Minicar-Fahrer in Kassel haben laut Hasan Çakır einen Migrationshintergrund.

Auch der Vorsitzender des Ausländerbeirats, Kamil Saygın, nahm an der Solidaritätsdemo teil. Er kritisiert, dass sich kein Vertreter der Stadt nach dem rassistischen Anschlag bei Efe meldete.

Die Polizei Kassel weist indes die Vorwürfe der Initiativen zurück. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei führten seit der Anzeige des Mannes umfangreiche Ermittlungen wegen eines „versuchten Tötungsdelikts“, so Polizeisprecher Matthias Mänz. Von Beginn an sei jeder Spur und jedem Hinweis intensiv nachgegangen worden, insbesondere auch der Aussage des Opfers. Auch sei bei der Kriminalpolizei eine gesonderte Arbeitsgruppe eingerichtet worden.


TRT Deutsch