(Symbolbild) Jecken feiern auf dem Heumarkt den Auftakt der Karnevalssession. (dpa)
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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich wegen der Corona-Pandemie skeptisch geäußert, ob im kommenden Winter Karneval stattfinden kann. Wie die „Rheinische Post” berichtet, sagte der CDU-Politiker am Dienstag in einer Telefonschaltkonferenz des Gesundheitsausschusses: „Ich war selbst Kinderprinz und komme aus einer Karnevalshochburg. Ich weiß also, wie wichtig Karneval für viele Millionen Deutsche ist. Aber: Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie schlicht nicht vorstellen. Das ist bitter, aber so ist es.”

Die Zeitung beruft sich auf Angaben aus Teilnehmerkreisen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur war Spahn von Mitgliedern des Ausschusses nach seinen Äußerungen zu Familienfeiern und Festen gefragt worden und was dies mit Blick auf den Karneval bedeuten würde. Spahn hatte angeregt, wegen des Ansteckungsrisikos noch einmal über die erlaubte Größen von privaten Festen zu sprechen.

„Karneval geht nicht mit 1,50-Abstand“

In der Debatte um Karneval zu Corona-Zeiten hat sich auch SPD-Chef Norbert Walter-Borjans skeptisch geäußert. „Das, was Karneval ausmacht, gerade in den Zentren des Karnevals, das wird nicht gehen”, sagte der Rheinländer am Mittwoch im ntv-„Frühstart”. Er sei „tief traurig, wenn er nicht in der üblichen Form ablaufen kann”.

Walter-Borjans betonte aber: „Karneval, so wie er ist, geht nicht mit 1,50-Abstand und Schutzmaske.” Auch Veranstaltungen, wie man sie kenne, würden so nicht gehen. Am Ende sei das gar nicht kontrollierbar. Deswegen müsse man neue Formen finden.

Bund Deutscher Karneval: Karnevalsfeiern nicht pauschal absagen

Der Bund Deutscher Karneval hält nichts von einer pauschalen Absage von Fastnachts- und Karnevalsveranstaltungen in Deutschland wegen der Corona-Pandemie. „Jeder, der mit klarem Verstand die Situation einschätzt, ist sich darüber im Klaren, dass für 2021 die gewohnten Feier- und Veranstaltungsformen nicht vorstellbar sind”, teilte das Präsidium des Dachverbandes, der rund 2,6 Millionen Mitglieder in mehr als 5.300 Vereinen und Zünften vertritt, am Mittwoch mit.

Mit viel Kreativität und Ideenreichtum seien jedoch Karnevalisten und Fastnachter in den verschiedenen Regionen derzeit dabei, Feierformen zu entwickeln, die die Gesundheitsvorgaben beachteten und bisher nicht denkbar oder technisch möglich gewesen seien. „Diese Entwicklung durch Absage/Untersagung pauschal abzuwürgen, wäre politisch nicht klug! Denn noch immer gilt auch für den Karneval: Not macht erfinderisch!”

Für viele Künstler wäre ein Verbot existenzgefährdend

Der Komiker und Fernsehmoderator Bernd Stelter ist gegen eine generelle Karnevalsabsage. „Karneval kann man nicht absagen, das ist Teil des Kalenders”, sagte der 59-Jährige am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Was man absagen kann, sind Veranstaltungen. Da muss man mal ein bisschen kreativ sein. Einfach so wie früher 10.000 Mann in die Kölnarena, alle schunkeln, bützen und singen laut, das wird sicher nicht funktionieren, das ist völlig klar.”

Andererseits sei Karneval aber auch ein Ausdruck der Lebensfreude, „und Lebensfreude haben wir im Moment mal wirklich zu wenig”. Deswegen solle man sich schon fragen: Was kann man denn machen?

Für viele Künstler wäre eine komplett ausgefallene Karnevalssession außerdem existenzgefährdend. „Ich mach das jetzt seit 30 Jahren. Wenn das meine Existenz gefährden würde, dann hätte ich ganz viel falsch gemacht in den letzten Jahren”, sagte Stelter. „Ich werde daran nicht pleite gehen. Aber junge Kollegen, die das vielleicht erst seit ein, zwei, drei Jahren machen oder auch die ganzen Technikfirmen, für die sieht das ganz, ganz böse aus.”

TRT Deutsch und Agenturen