Die sogenannte „Jerusalema-Challenge“, bei der zum gleichnamigen Song Belegschaften von Krankenhäusern, Firmen oder Feuerwachen getanzt haben, hat ein teures Nachspiel: Der Konzern Warner Music hat nachträglich Lizenzgebühren gefordert. Man habe für die betroffenen Polizeidienststellen bereits bezahlt, wie eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. „Focus Online“ hatte zuvor berichtet.
Das Portal zitierte am Wochenende einen Warner-Sprecher mit den Worten: „Wir lieben die Tatsache, dass die Fans hinter ‚Jerusalema‘ stehen. Aber wenn Organisationen in Deutschland den Song nutzen, um sich selbst zu promoten, sollten sie sich unserer Meinung nach eine Synchronisationslizenz sichern.“ In diesen „schwierigen Zeiten“ sei es „wichtiger denn je, dass Künstler und Künstlerinnen für ihre Musik bezahlt werden, wenn sie von Dritten genutzt wird, um ihre Reputation zu steigern“.
Unter anderem die Polizei im Märkischen Kreis hatte Mitte November ein aufwendig gemachtes Video veröffentlicht, in dem Streifenpolizisten und die Spurensicherung zu dem Pop-Song aus Südafrika tanzten. „Es trifft zu, dass das nordrhein-westfälische Innenministerium die Forderungen von Warner Music für mehrere Polizeidienststellen im Zusammenhang mit der Jerusalema-Challenge beglichen hat“, sagte die Ministeriumssprecherin am Montag der dpa. Details könne man aus „vertraglichen Gründen“ nicht nennen. Das Video der Polizei im Märkischen Kreis steht weiter online.
Nicht so das der Düsseldorfer Universitäts-Klinik. Auch sie hatte nach Angaben eines Sprechers Post von Warner Music bekommen. Tatsächlich hatte die Klinik das Tanz-Video ihrer Belegschaft kurz nach dem Erscheinen aber schon wieder offline genommen - was man dem Musikkonzern auch als Antwort mitteilte. Eine Geldforderung habe es seitdem nicht gegeben, hieß es von der Uni-Klinik.
Der Landesfeuerwehrverband in NRW hatte nach Angaben von Geschäftsführer Christoph Schöneborn bereits Anfang Januar seine Mitglieder vor den Lizenzgebühren gewarnt. Damals habe man von ersten derartigen Schreiben erfahren, so Schöneborn am Montag. Man habe die Einsatzkräfte, die „im absolut guten Glauben“ handelten, vor Konsequenzen bewahren wollen. Tatsächlich habe er von einigen Feuerwehren erfahren, die ihre geplante Challenge abgesagt oder das entsprechende Video wieder gelöscht hätten, so Schöneborn.
Der eingängige Song „Jersualema“ der Südafrikaner DJ Master KG und Nomcebo Zikode hatte sich während der Pandemie global zu einem Hit entwickelt. Zunächst gab es über die Videoplattform „TikTok“ etliche Videos mit Gruppentänzen, dann griff die Bewegung auf Helfer wie Krankenschwestern, Ärzte, Polizisten und Feuerwehrleute über.
Auf der Facebook-Seite von „Warner Music“ häuften sich am Montag kritische Kommentare, in denen dem Konzern oft „schäbiges Verhalten“ vorgeworfen wurde. Eine Nutzerin schrieb: „Ihr solltet die zusätzlichen generierten Einnahmen die ihr nun erhaltet (Jerusalema) spenden. Jedenfalls das Geld, welches ihr von den Feuerwehren, Polizeistationen usw. erhaltet!“
15 Feb. 2021
„Jerusalema-Challenge“ bei Polizei – NRW zahlt nachträglich Gebühren
Ärzte, Polizisten und Rettungskräfte haben während der Pandemie zum Song „Jerusalema“ getanzt, um Optimismus zu verbreiten. Jetzt kommt sprichwörtlich die Quittung: „Warner Music“ fordert Lizenzgebühren. Der Musikkonzern steht nun in der Kritik.
dpa
Ähnliche Nachrichten
Rechtsrock-Konzert in Neumünster von Polizei verhindert
Polizei verhindert Rechtsrock-Konzert in Neumünster: Nachdem rund 400 Teilnehmer aufgefordert wurden, das Gelände zu verlassen, griffen einige Rechtsradikale die Einsatzkräfte mit Stühlen und Bierdosen an. Bundespolizisten aus Hamburg rückten an.
14 Bundesländer passen Abschlussprüfungen nochmals an
Fast alle Bundesländern wollen laut einem Bericht die Abschlussprüfungen an den Schulen weiter erleichtern. Grund dafür ist der Unterrichtsausfall während der Pandemie. Hessen hat sich noch nicht entscheiden. Rheinland-Pfalz geht einen anderen Weg.
Selbe Kategorie
Jüdischer Aktivist kritisiert deutsche Repression gegen Palästina-Bewegung
Der jüdische Friedensaktivist Udi Raz wirft deutschen Behörden Repressionen gegen die Palästina-Solidaritätsbewegung im Lande vor. Raz spricht von einem Angriff auf die Bürgerrechte und kritisiert die massiven Waffenexporte Deutschlands nach Israel.
Gaza-Proteste: Türkische Universitäten zeigen Solidarität mit US-Studenten
An zahlreichen US-Universitäten organisieren Studenten Pro-Palästina-Demonstrationen, die von der Polizei gewaltsam aufgelöst werden. Nun haben türkische Universitäten ihre Solidarität mit der Studentenbewegung in den USA bekundet.
Worüber möchten Sie mehr erfahren?
Beliebt
Iran: Rätselhafte Vergiftungswelle beunruhigt die Bevölkerung
Bei einer landesweiten Anschlagswelle im Iran wurden Hunderte Schulmädchen vergiftet. In Regierungskreisen werden Extremisten dahinter vermutet. Eine offizielle Stellungnahme aus Teheran steht aber noch aus. Die Wut und Sorge der Eltern wächst.