Symbolbild: Twitter-App auf dem Smartphone (AFP)
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Ein Karlsruher Oberarzt hat nach Äußerungen über Homo- und Transsexualität am Montag einen Shitstorm mit Konsequenzen ausgelöst. Vor dem Hintergrund des regen öffentlichen Aufschreis plädiert wiederum eine Kinderärztin für die Legalisierung der Terrororganisation PKK, ohne dafür Folgen für ihre Kariere im Krankenhaus zu fürchten.

„Als Arzt möchte ich klarstellen, dass Homosexualität und Transsexualität Krankheiten sind“, mit diesen Worten positionierte sich der türkische Herzchirurg Doktor Metin Çakır am Montagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Diese Worte lösten im Netz bundesweit heftige Reaktionen aus. Der Arbeitsgeber des seit 20 Jahren dort tätigen Arztes schaltete sich ein und hat den Arzt inzwischen beurlaubt. Außerdem gab das Helios Klinikum bekannt, dass gegebenenfalls auch rechtliche Schritte vorgesehen seien.

Auf Twitter distanzierte sich die Klinik von den Aussagen ihres Arztes. „Diversität und Inklusion sind uns sehr wichtig“, unterstreicht das Krankenhaus. „Die fraglichen Äußerungen stimmen keineswegs mit den Handlungsgrundsätzen bei Helios überein.“ Der queere Verbund „Netzwerk LSBTTIQ“ fordert inzwischen eine „eindeutige Entschuldigung“ des Doktors, wie die „Bild“ am Mittwoch berichtete.

Tweets „vom Dienst in der Klinik“

Während sich Medien sowie soziale Netzwerke mit den Aussagen des türkischen Arztes kritisch auseinandersetzten, wiesen andere Twitter-Nutzer angesichts dieser Diskussion auf den Fall einer Berufskollegin des türkischen Arztes hin, der in der Öffentlichkeit unbeachtet blieb.

Mittels Screenshots hoben Twitter-Nutzer Aussagen der Oberärztin für Kinder- und Jugendmedizin, Dersim Dağdeviren, hervor. Sie versendete ihre politischen Tweets sogar „vom Dienst in der Klinik“ aus, erwähnt sie selbst in einem ihrer Posts.

Tweets vom „Dienst in der Klinik“ (Twitter)

Die Ärztin, die außerdem stellvertretende Vorsitzende des Marburger Bunds in Gelsenkirchen/Bottrop ist, spricht sich öffentlich für die Legitimation der in Deutschland und in der EU als Terrororganisation gelisteten PKK aus. Sie ruft zur Freilassung des PKK-Führers Abdullah Öcalan auf oder fordert die Aufhebung des PKK-Verbots in Deutschland. In ihrer mehr als 30-jährigen Terrorkampagne gegen die Türkei hat die PKK den Tod von mindestens 40 000 Menschen, darunter Frauen, Kinder und Babys, zu verantworten. Dabei agitiert die Ärztin ebenso zugunsten der YPG, des syrischen Ablegers der PKK.

Ärztin aus Gelsenkirchen plädiert für die Legalisierung der Terrororganisation PKK (Twitter)

Der Soziologe Oğuzhan Bilgin von der britischen Universität York fand deutliche Worte für die aus seiner Sicht mangelnde Konsistenz im Umgang mit der Situation. Laut dem Gesellschaftsforscher werde in Europa mit zweierlei Maß gemessen, wenn es um freie Meinungsäußerung geht. „Hätte Dr. Metin Çakır die PKK verteidigt, wäre das kein Problem gewesen. Hätte er den Islam und Türken verunglimpft, hätte man auch das als passabel bewertet“, schrieb Bilgin auf Twitter. „Weil er Homosexualität als ‚Krankheit‘ beurteilt, wird er entlassen. Das ist eben das westliche Verständnis von Meinungsfreiheit.“

„Die PKK ist in der Lage und im Bedarfsfall auch bereit, zumindest punktuell Gewalt in Deutschland einzusetzen beziehungsweise Gewalttaten ihrer jugendlichen Anhängerschaft zu dulden“, schreibt derweil das Bundesamt für Verfassungsschutz über die Gewaltbereitschaft der Terrororganisation.

TRT Deutsch